: 300.000 Schüler nicht mehr gratis in den Zoo
■ Zuschüsse für Kindergruppen und Schulklassen um die Hälfte gestrichen / Zoo und Tierpark sind überrascht
Der vom Senat beschlossene Nachtragshaushalt birgt für manchen Betrieb noch so einige Überraschung. Tausende von Einzelposten werden um insgesamt 1,3 Milliarden Mark gekürzt – betroffen sind auch der Zoologische Garten und der Tierpark Friedrichsfelde mit rund drei Millionen Besuchern. Zu Ostern erwarten beide Einrichtungen den ersten großen Besucheransturm in diesem Jahr, doch die Saison beginnt mit einer traurigen Nachricht.
Die Zuschüsse für Berliner Schulklassen und Kindergruppen, die Kamele und Krokodile in den Vormittagsstunden bisher umsonst besuchen konnten, werden um die Hälfte auf 570.000 Mark zusammengestrichen. Von diesem Vorhaben erfuhr der Verwaltungsleiter des Zoos, Michael Hilbert, erst durch die Anfrage der taz. Die beiden Zoos sind aber auch deshalb überrascht, weil die im Landeshaushalt eingestellten Zuschüsse zur Deckung der Betriebsverluste bereits am Anfang des Jahres erheblich gekürzt worden waren. So erhält der Zoologische Garten mit seinem Aquarium statt der ursprünglich vorgesehenen 9,6 Millionen Mark nur noch rund 6,5 Millionen Mark, die 17,7 Millionen Mark für den Tierpark sollen ebenfalls um etwa ein Drittel reduziert worden sein. „Wie wir noch mehr Geld sparen sollen, wissen wir nicht“, sagte Hilbert.
Bislang zahlte der Senat Schulklassen und Kindergruppen, die beide Einrichtungen vor 14 Uhr besuchten, das Eintrittsgeld von vier Mark pro Nase. Im vergangenen Jahr hatten über 300.000 Kids das Angebot wahrgenommen. Bei der vorgesehenen Streichung des Zuschusses blieben jetzt nur noch zwei Möglichkeiten, meinte Verwaltungsleiter Hilbert. Entweder müsse der kostenlose Eintritt ab Juli ersatzlos gestrichen werden, oder Zoo und Tierpark erhöhten ihr Defizit. Bei der ersten Möglichkeit „werden mit Sicherheit nicht mehr so viele kleine Gäste kommen wie bisher“, die zweite Möglichkeit würde bedeuten, so Hilbert, daß die zusätzlichen Verluste vom Landeshaushalt ausgeglichen werden müßten – was aber nicht Sinn der Einsparung sein könne. Den Eintrittspreis von zehn Mark für Erwachsene, der zum Jahresanfang bereits um eine Mark erhöht worden war, den Preis von acht Mark für Studenten, Arbeitslose und Behinderte und den von fünf Mark für Kinder im laufenden Jahr zu erhöhen, das wolle sich der Zoo zum 150jährigen Jubiläum nicht erlauben. Die Finanzverwaltung will dagegen Preiserhöhungen „nicht ausschließen“. „Wir erwarten, daß Zoo und Tierpark wirtschaftlich arbeiten“, sagte Verwaltungssprecher Klaus-Hubert Fugger. Wenn über den geplanten Verlust hinaus Defizite erwirtschaftet werden, so Fugger, würden die Zuschüsse des Landes jedenfalls nicht erhöht. Dirk Wildt
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