■ Mit Ecuadors Öl auf du und du
: Schwarze Pest

Quito (ips/taz) – Eine Studie der Harvarduniversität gibt den Indios in Ecuador recht: Die Umweltverseuchung durch Erdöl und andere giftige Substanzen löst bei der Bevölkerung im ecuadorianischen Amazonasgebiet Ekzeme, Krebs, Verdauungsbeschwerden und Unfruchtbarkeit aus. Die Wissenschaftler unterstützen die Forderungen der Ureinwohner, die den Erdölmulti Texaco in New York Ende vergangenen Jahres auf rund eine Milliarde US-Dollar Schadenersatz verklagt haben.

Dem Bericht zufolge überschreitet die Verschmutzung der Flüsse im Amazonasgebiet bis zu 1.000 Prozent die von der US-Umweltschutzbehörde festgelegten Eckwerte. Die in Ecuador tätigen Erdölunternehmen hätten ihre Abfälle in die Flüsse des Amazonasgebiets eingeleitet. Die Vorwürfe richten sich insbesondere gegen Texaco, das seine Förderarbeiten in dem Andenstaat 1992 nach 28 Jahren eingestellt hat.

Berichten der staatlichen Erdölgesellschaft Petroecuador zufolge sind innerhalb der letzten 22 Jahre etwa 450.000 Barrel Rohöl durch Lecks in Tanks und Pipelines ausgelaufen. Auf ungefähr 30 Prozent der insgesamt 123.000 Quadratkilometer großen Fläche des ecuadorianischen Amazonasgebietes wird derzeit nach dem „schwarzen Gold“ gebohrt. Mit Erdöl, dem wichtigsten Exportprodukt, finanziert das lateinamerikanische Land 50 Prozent des öffentlichen Haushalts.

Der Ölboom hatte Ende der 60er Jahre eingesetzt, nachdem US-amerikanische und europäische Firmen mit der Regierung in Quito Pacht- und Förderverträge ausgehandelt hatten. Tausende Hektar Regenwald wurden gerodet. Nach Auslaufen der Kontrakte gingen die Anlagen in den Besitz des Staates Ecuador übergehen. „Was übrig blieb, waren unbrauchbare, verrottete Anlagen“, schreibt das Berliner Büro der Gesellschaft für bedrohte Völker.

Am 23. Januar dieses Jahres begann Staatspräsident Sixto Duran-Ballen mit einer internationalen Versteigerung von Förderkonzessionen für eine Fläche von insgesamt 3,2 Millionen Hektar. Die Ureinwohner haben diesen Verkauf heftig kritisert und verlangen ein Fördermoratorium für eine Dauer von 15 Jahren. Die Regierung lehnt dies jedoch ab.

Energieminister Francisco Acosta bezeichnete die Ängste der Indios als unbegründet. Die Regierung habe besondere Sorge dafür getragen, den Urwald zu schützen, behauptet er dreist. Dabei sind ganze Flußabschnitte heute aufgrund des Öls tot, und es regnet im ecuadorianischen Amazonasgebiet häufig schwarze Tropfen. Die Ursache: Ausströmendes Öl und Gas wurde einfach unter freiem Himmel abgefackelt. Aber der Regierungschef tut so, als würde künftig alles besser: „Nur die Unternehmen, die die beste Umwelttechnologie vorweisen können, erhalten bei der Versteigerung den Zuschlag.“