IAEO: Reaktor Tschernobyl droht einzustürzen

■ Krawtschuk akzeptiert Notkonferenz im April

Wien/Paris (dpa/AFP) – Die Sicherheitshülle des 1986 explodierten Reaktorblocks vier des Atomkraftwerks Tschernobyl in der Ukraine ist brüchig und droht einzustürzen. Zu dieser Einschätzung gelangten Inspekteure der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), deren Ergebnisse am Donnerstag in Wien vorgelegt wurden. Der ukrainische Präsident Leonid Krawtschuk hat den Vorschlag für eine internationale Konferenz angenommen, bei der es um die Beseitigung der schweren Sicherheitsmängel gehen soll. Sie wird voraussichtlich in der zweiten Aprilhälfte in Wien stattfinden.

IAEO-Generaldirektor Hans Blix hat Krawtschuk mit Blick auf gravierende Mängel auch an den beiden in Betrieb befindlichen Reaktoren mitgeteilt, „daß das internationale Sicherheitsniveau in Tschernobyl zur Zeit nicht erreicht wird“. Das Bonner Umweltministerium teilte auf dpa-Anfrage mit, die deutsche Seite werde mit hochrangigen Experten auf Beamtenebene an der Notkonferenz teilnehmen.

Bei einer schweren Explosion im Atomforschungszentrum von Cadarache in Südfrankreich ist am späten Donnerstagnachmittag ein Mensch getötet und sind vier weitere verletzt worden. Das Unglück ereignete sich bei der Reinigung eines Behälters mit radioaktivem Kühlnatrium in einem seit zwölf Jahren abgeschalteten Versuchsreaktor, der zur Zeit demontiert wird. Nach Angaben der Betreiber bestand zu keinem Zeitpunkt die Gefahr einer nuklearen Verseuchung. Die Explosion sowie ein anschließender Brand wurden durch den Kontakt des Kühlnatriums mit Wasser ausgelöst. Seite 6