Hundewrack bellt für die Kunst

■ Westwerk: Eine Ausstellung zum Thema „Blup/bleep“

Mit ständigem Bellen verteidigt ein pelzloser, elektrischer Minihund die Kunst: über Ostern haben sich zwölf Londoner, Hamburger und Schweizer Künstler im Westwerk getroffen. Das hochpräzise Thema ihrer Ausstellung ist Blup/bleep. „Es geht um Leute mit ähnlichen Bubbles“, sagt Rupprecht Matthies. Matthies hat das jetzige amorphe Thema aus seinen eigenen gestaltlosen Blasenbildern abgeleitet. Leider überzeugt diese hingehuschte Malerei weder formal noch inhaltlich und ist selbst konzeptuell eher ein müder Gag.

„Glu..Glu..“ und „AHA“ stammelt es daneben in schwarzer Schrift: Angela Bulloch hat Comicphrasen an die Wand gemalt. In der Luft rumpeln mächtig verstärkte Magen- und Spülgeräusche, die zur Diaprojektion von Arn/Wartmann nebenan gehören. Ein schmuddeliger Teppich lädt ein, sich mittels Walkman in Alice Creischers Geschichten hinein zu versetzen. Dabei soll rollenspielmäßig Anonymität gewonnen werden, indem man sich mit den eigenen tintenschwarz gefärbten Fingern zwei Balken vor Augen hält.

Weniger anekdotisch haben drei interessante Plastiker aus London auf das Thema reagiert. Herausragend dabei das Konzept von Kate Davis: sie erweitert Räume mit sich gegenseitig abdeckenden Spiegelscheiben, durch deren schmalen Zwischenraum ufoartiges Licht entströmt. Die kleine Installationsvariante für Reisen ist auf den ersten Blick so unscheinbar, daß sie schon mal übergetrampelt wird.

Daß auch das Ungestaltete eine präzise Form zur Entwicklung braucht, zeigen die beiden fein gearbeiteten Modelle für „Denkräume“ des ehemaligen Flugzeugbauers Renato Niemis. Teppich oder Holzboden, Tages- oder Kunstlicht, das sind die Rahmenbedingungen, die Gedanken dazwischen sind frei. Werbung für die Ausstellung macht „The Blobb“. Der US-Film von 1958, in dem eine klebrige außerirdische Masse die Stadt erobert, läuft vom Video im erstmalig für Kunst genutzten Bahnsteigkiosk von Weltbekannt e.V. in der U-Bahn-Station Meßberg. Höhepunkt des Eröffnungsabends am Karfreitag war die ständig anschwellende Blase in den Köpfen des österreichisch-schweizerischen Künstlertrios Hodel/Schumacher/Clavadetscher. Nach hinreichender Anstrengung der kleinen Pumpe platzten die drei vom nackten Hundewrack solange verbellten Gipsköpfe und offenbarten ihr Inneres: Luftblasen.

Hajo Schiff

Admiralitätsstr. 74, Di-Fr 17-19 Uhr, noch bis 10. April.