Enjoy Flüstertüte

■ Erlebnisse eines mittelalten Redakteurs mit einem ganz jungen Radiosender

Puuh ... allzu leicht ist das ja nicht mit diesem neuen Programm. Naja, is– ja auch gar nicht für mittelalte Zeitungsredakteure gedacht, sondern für die ganz jungschen Hörer, die, die sich sonst immer bei OK-Radio ihre tägliche Funk-Dröhnung reinziehen. Aber man is' ja doch neugierig ...

Fing irgendwie schon blöd an am Ostermontag. Von wegen „Enjoy Radio“. 16 Uhr 44 Sendestart, nur leider nicht in meiner Super-Hifi-Hyperanlage. Rauschen auf 94,2. Immerhin: im Fernsehen, wo die Premiere des NDR-Youngsters amtshilfemäßig übertragen wurde, hamse ja auch nich' so richtig was mitbekommen. Aber mein Radiowecker! Der hat. Nur, daß da gerade Tante Traudel mit Kuchen kam. Kann man ja nicht machen, Tante am Kaffetisch und ich im Bett.

Auf ein Neues. Früh dabei. Was fröhlich Frisches am Morgen soll ja auch uns Ältere nach vorne bringen. Autoradio - Sendersuchlauf. Sssssst. 94,2? Denkste, das Ding rauscht glatt an N-Joy vorbei. Digitale 95,0 sind angesagt - Hi, hier ist die OK-Radio Morning-Show. Schade eigentlich. Versuchen wir's mal manuell. Jetzt nen Automatik fahren, das wär's. Aber so! Fast hätte es gekracht, und kaum hat man sich doch noch rangetastet, ist die Fahrt auch schon zu Ende.

Also nochmal. Während der Arbeitszeit! Modell Volksempfänger Typ C. Da isses! Nananana nanana na. Aber Herr Kollege, wer wird denn so zerdrückt aus der Wäsche gucken. Man muß doch mit der Zeit gehen. „Präzise ausgetüftelter Musikmix“, das Ganze für „Hörer, die etwas zwischen den Ohren haben“. Da kann man doch nich' einfach ausschalten. Nananana nana na. Laß an, Kollege. Jetzt sagen se was. „Wir spielen jetzt joyrat.“ ???? „Um mich herum ste...“ Schade, der N-Joy-Reporter hört sich an, als hätte er die gute alte Demo-Flüstertüte reaktiviert. „Ein echter Männerchor, also ich find's großartig“, scheppert's aus Kiel (oder war's etwa noch weiter weg?). Okay Kollege, schalt aus. uex