Länderspiel offenbar vor der Absage

■ Heute entscheidet die englische „Football Association“, ob das Länderspiel am 20. April stattfindet / Ablehnung wächst

Eine Absage des Fußball-Länderspiels Deutschland–England am 20. April im Olympiastadion wird immer wahrscheinlicher. Auch der Deutsche Fußballbund (DFB) wollte gestern einen Rückzieher durch den englischen Fußballverband nicht mehr ausschließen. „Der Druck gegen das Spiel ist in der englischen Öffentlichkeit stark gestiegen“, erklärte Bernd Baruta, Sprecher des DFB in Frankfurt. Baruta dementierte zugleich eine Information des Berliner Fußballverbands (BFV), wonach DFB-Chef Aegidius Braun nach England geflogen sei, um die dortige „Football Association“ (FA) noch einmal umzustimmen. Die FA kommt heute zusammen, um über eine mögliche Absage des Länderspiels zu beraten.

„Sollten sich die Engländer gegen das Spiel entscheiden“, sagte Baruta gestern zur taz, „müssen wir das akzeptieren.“ Damit befände man sich zwar in einer „unangenehmen Situation“, einen Imageverlust allerdings würde auch eine Absage für den DFB nicht zur Folge haben. Baruta wörtlich: „Das bricht uns keinen Zacken aus der Krone.“ Über den finanziellen Schaden, der auf den DFB im Falle einer Absage zukommen würde, konnte der DFB- Sprecher gestern keine Angaben machen.

Verunsichert über das heutige Treffen der FA zeigte sich auch der Berliner Fußballverband (BFV). „Wie die Engländer entscheiden, weiß keiner“, erklärte gestern ein Sprecher gegenüber der taz. Die Vorbereitungen liefen aber weiter auf Hochtouren.

In den englischen Medien wurde über die Osterfeiertage das am 105. Geburtstag Adolf Hitlers angesetzte Länderspiel zum Teil heftig kritisiert. So forderte unter anderem die Times, das Spiel abzusagen, weil es „zu gefährlich“ sei. Dem Spiel, hieß es in einem Kommentar der Zeitung weiter, wohne das „Omen eines schauderhaften und unverzeihlichen Fehlers“ inne. Es sei außerdem unentschuldbar, so zu tun, „als würde das Spiel in einem Vakuum ausgetragen“. Bedenken gegen die Begegnung hat am Wochenende auch die englische Spielergewerkschaft geäußert. „Wir machen uns Sorgen über die Sicherheit der Spieler“, sagte der Vorsitzende der Profi- Gewerkschaft, Gordon Taylor. Der Gedanke, daß das Spiel besser nicht am 20. April stattfinden sollte, sagte Taylor, sei den Spielern sehr sympathisch.

Daß das Länderspiel gegen Deutschland für englische Hooligans einen besonderen Stellenwert habe, bestätigte gestern ein Redakteur der englischen Zeitschrift Searchlight gegenüber der taz. „Rechtsradikale Hooligans um die englische Anti-Antifa Combat 18, erklärte Searchlight-Vertreter Pete Brighton, hätten ihre Kontakte mit deutschen Neonazis aktiviert und planten, nach Deutschland zu kommen. Außerdem, sagte Brighton, gebe es Kontakte zu schwedischen, niederländischen und französischen Hooligans, um sich in Berlin gegen deutsche Fußballfans zusammenzuschließen. Eine mögliche Gefährdung der Europameisterschaft in zwei Jahren in England, sagte Brighton, spiele für diese Hooligans, im Gegensatz zur „Football Association“, keine Rolle. In der englischen Öffentlichkeit gehe es bereits seit einer Woche nicht mehr um die Frage, ob, sondern wann das Länderspiel abgesagt werde. Uwe Rada