Inkatha zeigt Südafrikas Armee die Zähne

■ Massendemonstration bewaffneter Zulus in Natal entgegen den Bestimmungen des Ausnahmezustands / Keine Zwischenfälle / Vermittlung vorerst verschoben

Empangeni/Johannesburg (AFP/epd/AP) – In einer Kraftprobe mit den Sicherheitskräften haben Zehntausende Zulu-Anhänger der Inkatha-Bewegung gestern in der Provinz Natal demonstrativ den Ausnahmezustand mißachtet. Den etwa 1.100 Polizisten und Soldaten gelang es nicht, die 25.000 demonstrierenden Zulus zu entwaffnen. Sie trugen Speere und Streitäxte – das ist nach den Bestimmungen des Ausnahmezustandes verboten.

Schon am Morgen hatten sich Tausende Demonstranten in Empangeni versammelt. Erste Versuche, die Menschen zu entwaffen, gab die Polizei schnell auf. Polizeisprecherin Margeret Kruger sagte, es sei besser, die traditionellen Waffen zuzulassen, als „einen Kampf zu riskieren“. Der regionale Inkatha-Sekretär Reginald Mkhize behauptete, Inkatha-Ordner hätten von sich aus 100 Macheten eingesammelt. Bis zum Nachmittag verlief die Großkundgebung gegen die Ende April geplanten ersten freien Wahlen friedlich. Auch als die Menge am örtlichen ANC-Büro vorbeizog, kam es zu keinen Zwischenfällen. Das Gebäude war zuvor von der Polizei scharf abgeriegelt worden.

Die ab Donnerstag geplante internationale Vermittlung im Streit zwischen dem Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) und der Inkatha-Freiheitspartei um die neue südafrikanische Verfassung wurde gestern auf nächste Woche verschoben, um das für Freitag geplante Treffen zwischen Zulu-König Goodwill Zwelithini, Inkatha- Führer Mangosuthu Buthelezi, ANC-Chef Mandela und Staatspräsident de Klerk abzuwarten. Der ANC kritisierte derweil, die Truppenverstärkung in Natal betreffe bisher nur Industrieregionen, während ländliche Gebiete sich weiterhin selbst überlassen blieben. Seit Verhängung des Ausnahmezustands sind in Natal 89 Menschen getötet worden, meist bei Angriffen von Wahlgegnern auf ANC-Anhänger.

Unterdessen kehrten zwei leitende Polizeibeamte nach zehntägiger Suspendierung in den Dienst zurück. Dem Vize-Polizeichef Basie Smit und dem Leiter der Kriminalpolizei Johan le Roux war von einer Untersuchungskommission vorgeworfen worden, die Inkatha mit Waffen versorgt zu haben.

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