Geld, Geld und nochmal Geld

■ Das Huhn das goldene Eier legt: Hamburgische Landesbank mit vollen Tresoren / Viel Geld und dezente Hinweise für den Senat Von Uli Exner

Gibt's denn die noch? Die Positivstory im finsteren städtischen Haushalts-Wald, in rezessiven Zeiten, in denen alle, die mit öffentlichem Geld zu tun haben, heulen und mit den Zähnen klappern? Oh ja, es gibt sie. Gestern zum Beispiel im achten Stock der Hamburgischen Landesbank war eine zu hören. Und ein paar – allerdings ganz versteckte – Hinweise für städtische Wirtschaftspolitiker gratis dazu.

Aufgereiht in hanseatisch Blau: Fünf Vorständler des städtischen Kreditinstituts, die Mühe hatten, ihr zufriedenes Grinsen nicht allzu breit geraten zu lassen, als sie ihre 93er Bilanz samt freudiger Botschaften für den Finanzsenator vorlegten: Das beste Ergebnis seit Bestehen der Landesbank. So gut, daß die Herren arge Mühe hatten, ihre Überschüsse unterzubringen.

Bankboß Schulz weiß, wo Finanz-Bartel den Most holt

Satte 27,8 Millionen gingen direkt an den Finanzsenator, nochmal 30 Millionen über den Umweg der Hamburger Gesellschaft für Beteiligungsverwaltungen. Noch mehr war nur deshalb nicht drin, weil sonst die gesetzlich „höchstzulässige Ausschüttung an unsere Eigentümerin“ überschritten worden wäre. Also noch zweihundert Millionen in die Risikovorsorge, ein paar Millionen ins Stammkapital und schwupp ist das Betriebsergebnis von 322 - 1992 waren's noch 250 - Millionen Mark verteilt, das die Bänker bei einem Geschäftsumsatz von gut 73 Milliarden Mark auf der Habenseite verbuchen konnten.

Zwanzig Prozent Umsatzsteigerung mitten in der Rezession. Da weiß man, wo jenes Geld gehortetwird, das andernorts fehlt. Und besonders gut weiß das Landesbank-Chef Werner Schulz, der mal kurz aufzählt, wo Finanz-Bartel den Most holt: Immobiliengeschäft, vor allem in den neuen Bundesländern; Kreditgeschäft, boomt wegen niedriger Zinsen; Wertpapier, nie dagewesene Hausse.

Da landet das Geld sackweise in den städtischen Banktresoren. „Wir sind mit unserer Geschäftsentwicklung sehr zufrieden“, übte sich Schulz in dem branchenüblichem Understatement der milden Variante.

Noch bedeckter gibt sich der Bänker, wenn es darum geht, den nicht ganz so erfolgreichen Senatsfinanzern Tips zu geben. Langer Anlauf. Ja natürlich, die Rezession werde in Hamburg auch in diesem Jahr noch zu spüren sein, spätestens 1995 aber dürfte die Außenhandelsmetropole Hamburg, die sich auch in der Rezession positiv „vom Konjunkturverlauf in den West-Bundesländern“ abgesetzt habe, kräftig von der bereits wiederbelebten Auslandsnachfrage profitieren. Der nächste Boom in Boomtown, so darf vermutet werden, könnte deftig werden.

Es sei denn ..., aber das sagt Schulz natürlich so nicht – schließlich ist in seinem Aufsichtsrat der halbe Senat versammelt – ... es sei denn, Hamburgs Politiker stellen sich recht dusselig an. Zum Beispiel, indem sie weiterhin Branchen subventionieren, in denen sich die Landesbank „bei der Akquisition von Neukunden zurückhält“.

Eine sehr vorsichtige Umschreibung dafür, daß Schulzens Bänker die industriepolitischen Klimmzüge des Senats, den kreditfinanzierten Erhalt der maroden Stahlwerke oder die gerade den Elektrizitätswerken erneut aufgedrückten Subventionspreise für die Aluminiumwerke für wirtschaftspolitischen Nonsens halten. Auf finanzdiplomatisch übersetzt heißt das: „Es gibt Branchen, mit denen wir nicht ganz so glücklich sind.“