Sozialamt besucht Bürgermeister

■ Sozialamt-MitarbeiterInnen fühlen sich totgespart / Volkshaus bleibt heute dicht

Wer heute zum Sozialamt im Waller Volkshaus gehen will, der steht vor verschlossenen Türen. Die MitarbeiterInnen nämlich machen einen Ausflug zum Rathaus. Dort wollen sie ihren geballten Protest gegen die neuesten Sparpläne in einer Protestnote dem Bürgermeister überreichen. Pech nur, daß der immer noch Urlaub hat. Der Grund für den Protest: Die MitarbeiterInnen der Sozialämter haben ausgerechnet, daß sie die jüngsten Sparrunden ein knappes Drittel ihrer KollegInnen kosten wird, 120 Stellen von insgesamt 424. Das, so der Personalrat, ginge voll zu Lasten der Schwächsten. Mehr Arbeit könnten die MitarbeiterInnen nicht leisten, die Kapazitäten seien schon lange an der Grenze.

Überdurchschnittlich hohe Fluktuation, ein hoher Krankenstand – Die Arbeit in den Sozialämtern zählt nicht gerade zu den attraktivsten Jobs im öffentlichen Dienst. Schon lange geht der Streit zwischen Personalrat und Berhördenspitze um die Fallzahlen, die jede einzelne MitarbeiterIn betreuen soll. Früher waren das 93 Fälle, mittlerweile liegt die Zahl bei 117, das hat der Senat im Dezember 1992 festgelegt. Der Grund für die Erhöhung heißt Prosoz, die computerunterstützte Sozialhilfebearbeitung, an deren Einführung die Behörde seit mittlerweile neun Jahren bastelt – und immer noch nicht fertig ist. Erst zwei Drittel der Arbeitsplätze sind mit Geräten bestückt, beim Rest sind die Büros zu klein, und Bauen, das dauert. Doch trotz der Verzögerungen bei den Rationaklisierungen rechnet die Senatskommission für das Personalwesen (SKP) schon mit 130 Fällen pro MitarbeiterIn.

Wibke Rendigs, Personalrätin, macht die Gegenrechnung auf: Die Arbeitsbelastung über ständige Fallzahlerhöhungen, aufwendigen Gesetzesänderungen und zusätzlichen Tätigkeiten von anderen Ämtern habe dazu geführt, daß die KollegInnen in den Ämtern schon jetzt an der Grenze der Belastbarkeit arbeiteten. „Die sind so sauer, die lassen dann einfach einen Teil der Arbeit liegen.“

Die MitarbeiterInnen fürchten nun die Sparquote, ohne daß es vorher zu einer ordentlichen Organisationsuntersuchung in den Sozialämtern gekommen wäre. Die hat auch der Senat zur Bedingung für die Kürzungen gemacht, aber ganau darum geht der Stret zwischen Sozialressort und SKP. Soziales sagt, man könne schon jetzt die Bereiche untersuchen, die schon mit Computer arbeiteten, die SKP erwidert, das könne erst dann erfolgen, wenn Prosoz flächendeckend eingesetzt sei, erzählt Heino Heinken, Abteilungsleiter der Sozialbehörde. „Und die SKP drängt darauf, daß die Sparquote jetzt erbracht wird.“ Dem will sich Soziales jetzt entgegenwerfen: Im Mai will Irmgard Gaertner mit einer Vorlage in den Senat gehen, in der die Sparquote noch einmal heruntergerechnet wird.

Sollten die Sparbeschlüsse so bleiben, dann steht den Sozialämtern der große Stunk in's Haus. Dort, so Wibke Rendigs, sei die Bereitschaft zum Kürzen mittlerweile auf dem Nullpunkt. Die MitarbeiterInnen könnten das den KlientInnen nicht mehr erklären: „Dann sollen die im Senat das öffentlich durchsetzen.“ J.G.