Schullandheime aufs Land

■ Die Filetgrundstücke sollen verkauft werden / Statt dessen sollen die Kinder Ferien auf Grundstücken im Umland machen, wo die Eigentumsfrage noch nicht geklärt ist

Die sechs Schullandheime im Westteil der Stadt will Finanzsenator Elmar Pieroth (CDU) zu Geld machen: Unter den Immobilien, die den Bezirken Spandau, Wedding, Wilmersdorf, Schöneberg, Neukölln und Reinickendorf gehören, befinden sich Filetgrundstücke in bester Lage am Grunewald oder Wannsee. Der Spandauer Amalienhof ist gar von einem 40.000 Quadratmeter großen Park umgeben. Den Verkauf der Heime hatte der Senat bereits auf seiner Sparklausur im Juni letzten Jahres beschlossen.

Dabei geht es nicht allein um den erhofften Verkaufserlös. Für den laufenden Betrieb der zwölf städtischen Heime gibt Berlin 4,6 Millionen Mark im Jahr aus, nimmt aber aus den Tagessätzen von durchschnittlich zwölf Mark pro Person nur 950.000 Mark ein. Die sechs Einrichtungen der Ostbezirke liegen, mit Ausnahme des Schullandheims in der Wuhlheide, im brandenburgischen Umland und sollen erhalten bleiben. Private Betreiber, die nach dem Willen des Schulsenators künftig die verbleibenden Heime übernehmen sollen, könnten bei einem Satz von 30 Mark bereits kostendeckend arbeiten, meint Pressesprecher Andreas Moegelin.

Die Senatsschulverwaltung hat nichts dagegen, daß „die auf ehemaligem Westberliner Gebiet befindlichen Heime einer anderen Nutzung zugeführt“, sprich verkauft werden sollen: „Die Berliner Schüler ins Umland und nicht fünf Kilometer weiter in den nächsten Bezirk zu schicken“, hält Moegelin durchaus für sinnvoll. Er hofft nämlich auf Ersatz durch im Besitz Berlins befindliche Liegenschaften im Umland.

Dafür ist allerdings die Finanzverwaltung zuständig, und dort ist „noch nichts endgültig beschlossen“, so Pressesprecher Klaus-Hubert Fugger. Das Land Berlin hat zwar schon etwa 100 Anträge auf Rückübertragung der schon vor dem Krieg beackerten Stadtgüter in Brandenburg und früher genutzten Ferieneinrichtungen an der Ostsee, im Erzgebirge und im Harz gestellt. Sie seien aber wegen komplizierter Eigentumsverhältnisse „zum Teil nicht realistisch“, so Fugger. Meist müsse man sich auch mit Datschen-Eigentümern über die künftige Nutzung verständigen.

Tatsächlich zurückgegeben wurden erst zehn „Objekte“, viele davon „dringend sanierungsbedürftig“. Für deren Ausbau könnte, so Fugger, beispielsweise ein Teil der Erlöse aus dem Verkauf der innerstädtischen Grundstücke verwandt werden. Daß damit ein gleichwertiger Ersatz für die innerstädtischen Heime geschaffen wird, die für die Finanzverwaltung nur ein Relikt aus Mauerzeiten sind, mag Fugger aber nicht versprechen. Daher können sich auch die meisten Bezirksverwaltungen nicht mit den Senatsplänen anfreunden. Das Bündnis 90/Die Grünen erklärte gestern, die CDU sei nun am Ziel. Die Konservativen suchten schon lange, sozial benachteiligte Kids aus den schönen Villen zu schmeißen, um „ihre finanzkräftigen Parteifreunde“ dort einziehen zu lassen. Ralph Bollmann