Wenn der Geier kreist

■ Verein hilft Krisen-Unternehmern

Der Traum vom freien Schiffsunternehmer endete für Günther van de Lücht im vergangenen Jahr mit 800.000 Mark Schulden und dem Gang zum Sozialamt. Sein 40 Meter langer Pott, ursprünglich gedacht für Kreuzfahrten ins Berliner Umland, wurde gepfändet. Aus seinem kostspieligen Ausflug in die Welt des Kapitals zog der heute 56jährige seine eigene Schlußfolgerung: „Anderen soll es nicht so ergehen wie mir.“

Anfang März dieses Jahres gründete er mit zehn weiteren Betroffenen im Ostberliner Bezirk Pankow den Verein „Ausweg“. „Wir wollen eine Lobby für alle Selbständigen und Unternehmer sein, die in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken oder Konkurs anmelden mußten“, sagt der frischgewählte Vorsitzende van de Lücht. Wer einmal vom Pleitegeier heimgesucht wird, hat es fortan schwer, wie der studierte Physiker weiß: „Wer seinen Offenbarungseid geleistet hat und ins Schuldnerverzeichnis eingetragen worden ist, dem gestehen die Banken in vielen Fällen noch nicht einmal ein eigenes Konto zu.“

Der Verein kämpft derzeit um die Anerkennung der Gemeinnützigkeit. An Interesse mangelt es nicht: Rund 25 Anträge sind in den letzten Wochen von weiteren Betroffenen eingegangen, selbst aus Dresden und Frankfurt/Oder kamen Anfragen. Zunächst einmal will der Verein jedoch seine Tätigkeit auf die Hauptstadt beschränken. Geplant ist, auch Beratungen durchzuführen. „Was macht ein Gerichtsvollzieher, wie kann ich mich mit Gläubigern auf einen Vergleich einigen – das sind nur einige Fragen, die sich einem Betroffenen in solchen Situationen stellen“, meint das Vorstandsmitglied Bernd Prätel (34). Der Ostberliner, der 1992 als Existenzgründer startete und im vergangenen Jahr aus seinem Unternehmen aussteigen mußte, sieht vor allem in den neuen Bundesländern einen großen Informationsbedarf. Denn wer einmal in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät, werde schnell mit seinen Ängsten und Sorgen alleingelassen: „Es ist ein Gefühl, als wenn plötzlich ein Gitter hochgezogen wird und man sich daran die Zähne ausbeißt.“ Severin Weiland

Ausweg e.V., Esplanade 21, 13107 Berlin, Tel.: 445 90 83, Fax: 445 91 98. Oder: Günther van de Lücht, Tel.: 55 36 939. Mitgliedsbeitrag pro Jahr: 25 Mark.