Sanssouci: Vorschlag
■ Zum Japsen: Chaostheater Oropax in der Ufa-Fabrik
36 volle Fleischerhaken, fünf gefolterte Stofftiere, ein halb ersäufter Bungee-Springer, der einzige Fan verstümmelt an der Windschutzscheibe klebend: das Chaostheater Oropax hinterläßt eine Bilanz des Schreckens. Und das, obwohl „Funny Limits – die Scherzgrenze“ ganz harmlos anfängt. Treuherzig versprechen Thomas und Volker: „Wir haben ganz lustige Leute in unserem Programm!“ Eine üble Untertreibung. Schon nach den ersten zehn Minuten kann das Publikum nur hilflos japsen.
Ein „Bungee-Springer der ersten Generation“, gekleidet in einen scheußlichen Morgenmantel und einen Fahrradhelm, wird mit dem Flaschenzug hochgewunden und mit dem Kopf in ein Aquarium getaucht, in dem ganz unten die Belohnung liegt, nach Wahl „ein schmackhafter, schon vorgewürzter Hähnchenschenkel“ oder eine Bifi. In diese Szene paßt aber noch vieles andere: eine Live-Übertragung aus dem Spandauer Volksbad, eine Überschwemmung, ein sabbelnder Showmaster und ein Country-Sänger, der seine Gitarre zertrümmert. Den Oropaxlern in ihren grellen Jacketts und sonderbaren Mützen, an denen überall noch die Kassenzettel hängen, ist jeder Unfug zuzutrauen. Politische und sonstige Korrektheit ist ihre Sache nicht, Stofftierquälerei dagegen ihr Schönstes: Volker und Thomas zwingen eine Stoffkatze zum neunfachen Salto, ziepen eine Maus an ihrem künstlichen Darmausgang und treten als Entenfessler auf, alles unter der Maske zoologischen Interesses: „Dies ist ein Reiher. Er trägt von Geburt an eine Kotztüte um den Hals.“ Die gerechte Strafe bleibt nicht aus: Bei der Erdal-Frosch-Folter gibt es einen furchtbaren Kurzschluß, und im Dunkel der Bühne flüstert Thomas ängstlich: „Volker, da glüht was!“ – „Das bin ich.“
Die ansteckende Lust am reinen Blödsinn erinnert an Hape Kerkeling in seinen besten Zeiten. Auch Oropax, gegründet „im Oktober 1986 gegen 20.31 Uhr“, liebt das deutsche Fernsehn (in dem es auch öfter zu sehen war) und insbesondere das Kandidatenquiz. So präsentiert es auch eine „dolle Show“ mit Fragen aus den Wissensgebieten Meuterei, Fluß, Land und Mönch. Überhaupt spielt der Mönch aus Mönchengladbach eine wichtige Rolle im Programm, genauso wie der SC Freiburg und ein sehr häßliches Hemd. Und natürlich schmackhafte Minisalamis. Volker kann sie sogar wegzaubern. Später spuckt er die Kaumasse allerdings wieder aus und schleudert den eklen Klumpen an die Decke. Jeder, wirklich jeder Unsinn ist möglich und obendrein sehr komisch. Mit dieser Erkenntnis torkelt das müde gelachte Publikum zurück in die Welt der Zwecke. Miriam Hoffmeyer
Bis 1.5., tägl., 21 Uhr, Ufa-Fabrik, Viktoriastraße 13, Tempelhof.
Foto: Oropax
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