Fanny Müller: Punks

■ Die erste Geschichte von Frau K.

muß zum Einkaufsmarkt PLAZA, einen Wäscheständer für den Garten kaufen und ich begleite sie. Das hätte sonst Tochter Gerda gemacht, aber die hat einen neuen „Bekannten“ und ist mit dem in die Baumblüte gefahren. An einem Wochentag! Wo das noch alles hinsoll! Frau K. ist nur noch am Kopfschütteln.

Die Dritte im Bunde ist Trixi, die Hundewurst. Trixi mißfällt dieser Ausflug. Außerdem hat sie noch ihren Flanellanzug angekriegt (den sie haßt), weil der Himmel bedeckt ist und sie sich womöglich erkältet, so ganz ohne Haare am Körper. Für alle Fälle haben wir die Einkaufstasche auf Rädern mit, „falls der schlappmacht“, sagt Frau K. mit einem Blick auf Trixi. Trixi guckt giftig zurück. Warum sie denn nicht allein zu Hause bleibt, bis wir wieder da sind? „Da grault er sich.“ Na gut.

Am Bunker Mistralstraße ist es dann so weit. Trixi hat sich auf ihre Wampe fallenlassen, was keine schwere Übung ist, da diese ohnehin nur einen Zentimeter vom Erdboden entfernt ist und macht auf tot. Glücklicherweise wanken gerade ein paar Punks heimwärts, die ihren Vormittagsdienst (Hassu ma ne Maak) an der S-Bahn Sternschanze beendet haben, und legen mit Hand an. Frau K. hat's im Rücken und ich behaupte gleich mit, daß ich auch nen Rücken habe.

Die Punks und Frau K. sind sich über die respektiven Köter nähergekommen. Man kennt sich, man grüßt sich. Nur wie die immer mit den Tieren rumbrüllen, das kann sie nicht ab. Und dann die Namen: Hexe, Satan, Bulle. „Und einer heißt Schimanski!“ Sowie Trixi in der Tasche hockt, macht sie ein verschlagenes Auge auf. „Der is so raffiniert, der hätte bestimmt noch bis nach Vereins- und Westbank gekonnt“, sagt Frau K. Trixi furzt.

Inzwischen sind wir an der Feldstraße angekommen. Trixi schnarcht im Einkaufsbeutel. Da wird morgen wieder das Gemüse drin transportiert. Nach erfolgreicher Geschäftsabwicklung und nachdem Trixi geschifft hat, allerdings außerhalb des Beutels, verlassen wir PLAZA selbdritt. Nicht ohne Tributforderung. „Das sind nich unse“, flüstert Frau K. mir zu und laut zu den Punks: „Ich hab selbs keine Maak“, und setzt etwas unlogisch hinzu: „Ich hab noch nich ma zehn Maak!“ „Was, Oma, bei der dicken Rente noch nich ma ne Maak?“

Da sind sie aber an die Richtige gekommen. Frau K. hält jetzt einen längeren Vortrag; anklagend, sozialkritisch, allgemein, aber auch die Details nicht aussparend - seine Wiedergabe würde den Rahmen dieses Büchleins sprengen - und endet mit den Worten: „...und überhaupt, ihr seid noch jung und gesund...“ die Punks winken ab, das kennen sie schon. Kennen sie nicht! „...ihr könnt doch ma ne Bank überfallen!“

Triumphierender Abmarsch unsererseits. Der Gegner bleibt geschlagen zurück. Alles in allem ein gelungener Vormittag.

Fanny Müllers „Geschichten von Frau K.“ erschein' Ende April bein Verlag Weisser Stein in Greiz un kost'n 15 Maak