■ Einwurf, Auswurf
: Störche vor dem Aufwind?

Die Störche wollen abheben. Präziser gesagt: Die Kicker vom Holstein Kiel wollen Thomas von Heesen. Dieses Gerücht zieht derzeit durch Hamburgs Blätterwald.

Der HSV-Mittelfeldmann soll auf Geheiß von Holstein-Sponsor Johnny Solterbeck zum Oberligaverein an die Küste kommen, um dort die Träume vom BUNDESLIGAaufstieg des jetzigen mittelmäßigen Oberligisten zu verwirklichen. Solterbeck, finanziell und auch so mit gutem Polster versehen ( „praktisch, quadratisch, gut“ Der Spiegel), und dadurch bekannt, daß er einmal Schnupferl Diego Maradona zum HSV holen wollte, jener Solterbeck mit der Ritter-Sport-Figur also fabuliert nun, daß es einem Transfer von Johan Cruyff zum FC Barcelona gleichkäme, wenn TvH zu seinen Störchen wechseln würde. „Dafür tun wir alles.!“ strotzt Solterbeck, der zuvor als Sponsor bei Hansa Rostock abgeblitzt ist, vor Selbstbewußtsein.

Von Heesen, der derzeit beste Torjäger und somit wichtiges Standbein des Hamburger Erstligisten bekäme ein Häusle und –nen Job in der Werbebranche. Tja, das sei nicht das einzige, was Solterbeck bieten kann. Das vormalige Kopfballungeheuer Horst Hrubesch käme als neuer Manager daher. Geliebäugelt wird außerdem mit Bankhütern (Michael Spies, Pavel Dotschew) des Hamburger Sportvereins. Die Männer von der Elbe sollen den Fußball an der Ostsee aufpäppeln, der trotz der Verpflichtung des kleinen Bruders von Sergio Zarate im Mittelmaß rumtümpelt. „Dennoch“, versucht Solterbeck zu beruhigen, „möchte ich keinen Unfrieden beim HSV stiften.“ Zudem verspricht Solterbeck, der von Heesen mit einem Zweijahresvertrag nach Kiel locken will, sich mit dem HSV-Präsidenten Ronny Wulff in Verbindung zu setzen und ihn immer brav zu informieren. Nur Flausen des Jonny S.? O.k. die Idee, Maradona, den abgespeckten argentinischen Ballkünstler, für den HSV zu kaufen, verwirklichte sich nie. Doch die eine Million, die er den Hanseaten für Jürgen Hartmann lieh, hatte sich gelohnt. Ist etwa Heesen das Dankeschön dafür?

Fußball in der Fördemetropole? Eigentlich nimmt man in Kiel den Ball doch in die Hand, und das in der Halle, nix mit schießen und so. Man geht zum Turnverein Hassee- Winterbek in die Ostseehalle und nur selten ins Holsteinstadion am Westring.

Egal! Das Rezept Solterbecks: Die Studententruppe, die unter der Ägide des hauptamtlichen Zahnarztes und Hobby-Trainers Brexendorf ansehlichen Hobbykick zeigte, wird nach und nach mit Profis aufgefüllt. Denn das Ziel ist nicht etwa die Zweite Bundesliga, nein, wenn sich Solterbeck engagiert, soll es gleich die nationale Eliteklasse sein. Deshalb will er noch ein bundesligataugliches Stadion errichten. Wolkenkuckucksheime? Vielleicht nicht. Der letzte deutsche Meistertitel der Kieler Fußballer liegt gerade einmal 82 Jahre zurück.

Nina Westphal