■ Soundcheck
: Counting Crows / Barbara Thompson und Paraphenalia / Toni Remy

Gehört: Counting Crows. Der Mann nippt an seiner roten Teetasse, stellt sie sorgfältig hinter sich ab. Er hält die Ärmel seines Schlabbershirts fest und richtet seine Gestik aus. Es soll wie „gequälter Hund“ aussehen. Ihm wurde zugetragen, er sei charismatisch. Dann trägt er mit angegriffener Stimme leidvolle Popmusik vor, gespickt mit den Versatzstücken des gängigen Hitparaden-Hardcore. Die überfüllte Markthalle dankt es mit gesetzter Euphorie, denn schließlich sind die Herren in ihrer Heimat tobende Stadien gewöhnt. Die Counting Crows haben den R.E.M.-Bonus und werden ihm voll und ganz gerecht. Ihre musikalische Bandbreite erfüllt die Herzen intellektueller Hörerschaft mit warmen Wogen der Wonne. Wie das swingt. Traurig nur, daß die Versuche, in das perfekt produzierte Debüt-Album ein wenig Leben zu bringen, am Unvermögen der Musiker scheiterten. Aber das macht ja nichts, was zählt, ist die Botschaft: Amerikas Popmusik reproduziert sich stets selbst, das bietet dem Hörer Sicherheit. Und das ist gut. Bleibt zu hoffen, daß ihre Halbwertszeit kurz genug ist, um weiterem Nachwuchs eine Chance zu bieten. iiiUlf Paustian / Foto: JMS

Morgen abend: Barbara Thompson und Paraphenalia. Vor zwanzig Jahren Mitglied in einer der progressivsten Rockcombos der Zeit Colosseum, ist Barbara Thompson auch heute noch auf der Suche nach neuen Formen - mit Sax-Rap etwa oder mit einer introvertierten Solo-Aufnahme in einem Kloster. Auf ihrer neuen CD Everlasting Flame, auf der der ägyptische Perkussionist Hossam Ramzy und der Londer Gospel-Community-Chor mitwirken, finden sich neben einer neuen Version ihrer berühmten Komposition Ode To Sappho auch ethno-musikalische Klänge. Die 50jährige Saxophonistin aus Oxford läßt „fremde Klänge“ in ihr melodisch-rhythmisches und „sicheres“ Konzept einfließen. Tochter Anne Hiseman debütiert als Sängerin.

Nikos Theodorakopulos

Fabrik, 21 Uhr

Morgen abend: Tony Rémy. Ein neuer Jazzclub eröffnet sich in der Prinzenbar: Kosuja-zz will alle Strömungen des Jazz mit Live-Acts vorstellen und beginnt gleich mit einem kleinen Geheimtip: Gitarrist Tony Rémy hat auf der Insel mit diversen Größen zwischen Jazz und Pop zusammengespielt (US 3, Jazz Warriors, Jason Rebello) und ist mit seiner eigenen Band ein spiellauniger Wandler zwischen den Gen res. Auf Boof! ist Funk, Jazz-Gedaddel und Marvin Gaye kein Widerspruch, aber Kitsch und Klasse berühren sich doch des öfteren.Prinzenbar, 16 und 20 Uhr

Außerdem: Free-Jazzer Charles Gayle im Knust, Deutschlands rundester HipHop-Polit-Popper N-Factor im Marquee und Dschungelfieber in der Fabrik (alle Samstag).