Stahlfilz: Seine Eminenz plauderte

■ Gerd Weiland und seine Version der HSW-Stahlgeschäfte

Manch hartgesottenes Mitglied des altehrwürdigen Bürgerschaftsausschusses mochte am Donnerstagabend hinter den gut verschlossenen, massiven Türen des Ausschußzimmers seinen Ohren kaum trauen: War diese joviale Plauder-tasche da vorne wirklich Gerd Gustav Weiland, Ex-Haushaltsausschußvorsitzender, graue SPD-Eminenz und als Stahlwerksmagnat von Senatbürgschaftsgnaden sei geraumer Zeit im Zwielicht?

Er war es. Und offenkundig hatte der Mann einen mächtigen Mitteilungsbedarf.

Botschaft 1: Weiland will, anders als aus Senatskreisen gestreut, den Verkauf der Hamburger Stahlwerke (HSW) an industrielle Partner beileibe nicht verhindert, sondern seit Jahren aktiv betrieben haben. Dabei will er sowohl mit einem amerikanischen und einem schwedischen Stahlkonzern wie auch mit dem italienischen Stahlmulti Riva angebandelt haben.

Neben objektiven Verhandlungs-problemen habe, so deutete Weiland indirekt an, vor allem auch sein Kompagnon Wolf-Dietrich Grosse dem Abschluß von Verkaufsverträgen im Wege gestanden.

Botschaft 2: Der Kauf der Stahlverarbeitungsgruppe WDI durch Weiland & Co, finanziert durch ein Eigenkapitaldarlehen der HSW-Tochter HSC, sei vor allem aus Steuerspargründen erfolgt – er habe so einen HSC-Gewinn aus einer Beratung in Trinidad steuersparend „thesaurieren“ (Geld oder (Edel-)Metalle horten, d. red.) können. Am grundlegenden Fakt – ein per Staatsbürgschaft finanzierter Konzern leiht SPD-Funktionär Geld zum Kauf eines kleinen Stahl-imperiums – ändert dieser Hinweis freilich nichts.

So brachten Weilands Plaudereien am Rathauskamin statt Neuigkeiten vor allem Bestätigungen: Jawoll, Weiland und Grosse ließen sich ihre Pensionsansprüche in eine Lebensversicherung umwandeln (die wäre auch im Konkursfall noch sicher). Jawoll, Weiland ist bis heute Angestellter der HSW. Jawoll, Weiland bezog ein „Geschäftsführergehalt“ im Rahmen des in der Stahlbranche Üblichen ...

Ganz zum Schluß ließ Weiland seine braven ZuhörerInnen gar von der Weissagungsgabe eines alten Stahlhasen naschen: 1995, so prophezeite der SPD-Stahlkönig, würden die HSW voraussichtlich wieder schwarze Zahlen schreiben. Im Stahlgeschäft gebe es nun mal ein großes zyklisches Auf- und Ab. Strukturkrise? I wo, meinte Weiland, lediglich die übliche Stahlkonjunktur.

Florian Marten