Ersatz für Warrelmann

■ Hamburger Sprengmeister springt in die Bremer Bomben-Bresche

Gerade erst wurde die Suspendierung des Meistersprengers Warrelmann publik – da wird schon wieder eine Bombe entschärft. Gestern auf einem Baggergelände in Seehausen fand die Aktion statt, die vom Hamburger Sprengmeister Manfred Schubert durchgeführt wurde. Amtshilfe lautet sein Beweggrund. Denn Schubert ist der Kandidat, der in den nächsten drei Monaten Bremische Bombenprobleme lösen soll. Das jenfalls sieht ein Vertrag zwischen Hamburg und Bremen vor, den die Behörden soeben vereinbart haben.

Solange die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Harry Warrelmann wegen Verdachtes auf Betrug und Bestechlichkeit noch laufen, springt der Chef des hamburgischen Kampfmittelräumdienstes in die Bremische Bombenbresche. Hier ist er schon lange nicht mehr fremd: Wenn Harry Warrelmann Urlaub hatte, eilte Manfred Schubert schon früher zum Einsatz.

In Hamburg gilt der oberste von vier Sprengmeistern als „alter Hase“, der für die „dicken Dinger“ zuständig ist. Ob sich ad hoc Entschärfungen von Bombenfunden bei Bauarbeiten im Stadtgebiet oder auch langfristig geplante Räumungsarbeiten in Zukunft verzögern werden, ist noch nicht abzusehen. „Das hängt von den Möglichkeiten des Hamburger Sprengmeisters ab“, sagte gestern Albert Lohse in Vertretung des Polizeichefs Lüken. Auszuschließen sei aber nicht, daß sich schon lange anberaumte Bergungsarbeiten verzögerten. Die Räumung und Altlastensanierung des ehemaligen Tanklagergeländes der Mobil Oil im alten Ölhafen könnte davon betroffen sein: Dort hat die Behörde 250 mögliche Bombenfunde im Visier. Wenn nur ein Fünftel davon wahr wird, hat der Auswärtige alle Hände voll zu tun.

Länger als drei Monate soll die Amtshilferegelung zwischen den Hansestädten voraussichtlich nicht währen. „Bis dahin wird Klarheit herrschen“, rechnet Albert Lohse. Was der Einsatz des reisenden Sprengmeisters Schubert die Stadt Bremen in dieser Zeit zusätzlich kostet, ist noch nicht abzusehen. „Aber Spesen und Zulagen tragen wir“, erklärte Albert Lohse. Und die werden durch die Zahl der Einsätze bestimmt. Allein im Jahr 1992 gab es in Bremen rund 320 Entschärfungsaktionen oder Sprengungen für Bomben aller Art, 270 weitere betrafen Granatenfunde. 1992 war auch schon Warrelmann-Stellvertreter Gerd Litzenburger im Einsatz. Das er für den Sprengmeister noch nicht voll einspringen kann, liegt an der umfangreichen Ausbildung. Die, sagt Lohse, dauert Jahre. „Man braucht einfach sehr viel Erfahrung, bis man das Risiko der Bombenfunde vor Ort abschätzen kann. Denn das sind in Bremen andere als woanders“. Deshalb sei es schon fast eine bremische Tradition, daß die Sprengmeister ihre Nachfolger und Vertreter vor Ort ausbilden. „Man muß das historisch sehen: noch nach dem Krieg gab es ein großes Angebot an erfahrenen Sprengmeistern. Aber in der letzten Zeit waren solche Männer Mangelware.“

Mit der Umstrukturierung der Bundeswehr wird das Angebot ausgebildeter Kräfte am Markt allerdings größer. Selbst zur ortsüblichen Bezahlung von 6.000 Mark brutto ohne Zulagen wäre die Stelle zu besetzen. „Obwohl man diesen Einsatz ja überhaupt nicht bezahlen kann,“ würdigte Lohse das Engegemant des Hamburger Meisters.

ede