■ Das Portrait
: Georgios Chatzimarkakis

In der Werbebranche würde sich der Mann gut machen: Er drückt dem Gesprächspartner nicht einfach ein Blatt Papier in die Hand, sondern stellt zur Illustration seines Vortrags sechs Poster- Entwürfe auf die Couchkante. Die geben einen dekorativen Hintergrund ab für die Überzeugungsarbeit in eigener Sache. Georgios Chatzimarkakis, Spitzenkandidaten der Jungen Liberalen (Julis) bei der Europawahl, sieht Politik auch als Showbiz – und das beherrscht und genießt er.

Bananen, Akrobaten und „flotte“ Rhythmen gehören zu der Politshow, die sich der noch nicht 28jährige mit den Julis für deren Eurowahl-Tournee ausgedacht hat. Und mit der er natürlich den taz-Wettbewerb für einfallsreichen Wahlkampf gewinnen will, wie er mit ironischem Unterton ankündigt. In der Banane sieht er das Symbol „für das, was Europa so unbeliebt macht“: die Bürokratie und die protektionistische Abschottung gegen andere Märkte, für die der Verbraucher im Fall der Bananen auch noch teuer bezahlen müsse. Aber das sind Einzelpunkte. Denn zur Euro-Integration sieht der Kandidat keine Alternative.

Wahrscheinlich gibt es in der Aufsteigerpartei FDP nur einen einzigen Menschen, dessen Karriere steiler verlaufen ist als die des Deutsch-Griechen: Klaus Kinkel. Der trat zur gleichen Zeit wie Chatzimarkakis, im Februar 1991, ein und schaffte es in zwei Jahren zum Parteichef. Chatzimarkakis brachte es immerhin auf Platz sechs der Europa- Liste: 5,5 Prozent der Stimmen reichen ihm für einen Sitz in Brüssel, hat er ausgerechnet. Gute Aussichten für einen, der von sich sagt: „Ich dachte früher, mit meinem Namen könnte ich gar nichts werden in der FDP.“ Den Namen hat der Duisburger vom griechischen Vater.

Neuer Kinkel? Foto: taz

Als Showman fühlt sich der gelernte Politologe und Bundestagsreferent aber unterschätzt: „Ich hab' auch ein bißchen Substanz.“ Die sieht der Doppel-Staatsbürger mit Spitznamen „Schatzi“ nicht nur in seinen Kenntnissen über Europapolitik, sondern vor allem auch in seinem Einsatz für eine europaweite Regelung der doppelten Staatsbürgerschaft.

Ob er ins Europaparlament einziehen wird, entscheidet sich am 12. Juni. Chatzimarkakis setzt dabei auch auf die Stimmen der europäischen Immigranten in Deutschland, die zum erstenmal mitwählen dürfen. Mal sehen, was die taz-Jury dann später im Oktober zu Chatzimarkakis meint. Mon