Ciao bella Italia

■ Bei den Rechten steht nun auch der Staatsname zur Debatte

Rom (taz) – Noch streiten sich die siegreichen Helden Italiens, wer am siegreichsten sein darf, noch sind die Verhandlungen zwischen der „Forza Italia“ des Medienzaren Silvio Berlusconi, den Neofaschisten und der sezessionistischen „Lega Nord“ eher vom Prinzip „Haust du meinen, hau ich deinen“ geprägt, da macht ein neues Zauberwort die Runde: Epurazione, Säuberung. Wie auch immer Italiens Regierungsbildung am Ende aussehen wird: Mehr als ein gutes Tausend hoher und höchster Manager und Amtsleiter bangen bereits jetzt um ihren Posten. Ob es um die verbliebenen, noch immer ansehnlichen Staatsliegenschaften geht oder die Spitze des Staatsfernsehens RAI, um die Leiter der Gesundheitsbehörden, von Geheimdiensten und Generalstäben – alle sollen zur Disposition stehen. Gerade so, wie es die angeblich den Siegern so verhaßte „Partitokratie“ der vergangenen fünf Jahrzehnte nach jeder Wahl ausgemauschelt hatte, suchen nun auch die neuen Herren über die Administration ihre Klientel in Ämter zu hieven. Schon streuen Berlusconis Leute die Namen derer, die in die freigeschaufelten Posten einrücken sollen – speziell in jene, die dem Medienherrscher besonders unbequem sind, etwa im Postministerium (zuständig für Sendelizenzen) und im öffentlich- rechtlichen Fernsehen (allzu kritisch und vor allem Konkurrenz). Von letzterem möchte er gar einen der drei Kanäle „zum Verkauf an Privat“ anbieten – am liebsten den zweiten.

Opfer der Reinigung sollen aber nicht nur Postensitzer werden – auch der Name des italienischen Staates selbst soll weg. Um die in einem Blitztreffen zwischen Liga- Führer Bossi und Neofaschistenchef Fini angeblich in Umrissen bereits ausgehandelte Umwandlung Italiens vom Zentralstaat in eine Föderation zu verdeutlichen, schlug der Fraktionschef der Ligen vor, statt „Republik Italien“ künftig „Italienische Union“ als Staatsnamen zu führen. Entsetzt führte daraufhin der Staatsrundfunk RAI eine Zuschauerumfrage durch, die den ganzen Samstag währte und mehr als 28.000 Zuschauer ans Telefon lockte: Danach wollen – derzeit noch – 78,3 Prozent der Italiener lieber den alten, vertrauten Namen der Republik beibehalten.

Das Satiremagazin Cuore hat auf derlei schon vor einiger Zeit, als die Idee erstmals aufkam, eine schlagende Antwort gefunden: „Auch wir sind für eine Namensänderung. ,Republik‘ kann bleiben – was wir ändern müssen, ist ,Italien‘.“ Werner Raith