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Ausgespielt für das Spielemuseum?

Das Leben ist kein Kinderspielchen, auch nicht für den Direktor eines Spielemuseums. Nicht nur den Rausschmiß „Kündigung wegen Eigenbedarf“ aus dem Altonaer Museum zum 30. Juni muß Peter Lemcke, Sammler und Chef des Vereins „Deutsches Spielemuseum“, verkraften. Jetzt hat die Kulturbehörde auch noch die bereits zugesagten 19.000 Mark für Archivkosten, die nach dem Verpacken eines Museums natürlich anfallen, gestrichen. „Ich bin zu allem bereit“, erklärte daraufhin Peter Lemcke gestern vor der Presse, „ob sich Mäzene oder Sponsoren finden, ob die Eingliederung in ein Stadtteilzentrum oder die Umwandlung des Vereins in eine Stiftung uns rettet– es muß doch eine Lösung für uns geben!“.

Noch ist keine Perspektive in Sicht für das in Deutschland einmalige Museum, obwohl dessen Bedeutung von Fachleuten betont wird. „Ich komme mit meinen Studenten immer wieder hierher“, sagt Professor Hans Hielscher vom Fachbereich Erziehungswissenschaften. Der Lehrer-Ausbilder, der von der strikten Trennung Schule oder Spiel nichts hält, meint: „Die Beschäftigung mit alten Spielen schärft das Geschichts- und Kulturbewußtsein“.

Rund 200.000 Besucher kamen zu den Ausstellungen des Vereins seit der Eröffnung 1989 in den alten Räumen am Glockengießerwall. Von dort mußte das Museum wegen der steigenden Mieten weichen und fand unter der Vermittlung der Kulturbehörde auf drei Jahre befristet die Räume im Altonaer Museum. Dort sind die meisten der 10.000 Spiele aus drei Jahrhunderten zu sehen.

Wichtiger jedoch sind die weißen Tische, die inmitten der Schaukästen in dem knapp 100 Quadratmeter großen Raum stehen. An diesen können die Besucher die zahllosen neuen und älteren Spiele, die sich auf Regalen an den Wänden stapeln, ausprobieren. Nebenbei initiieren Lemcke und ein fester Mitarbeiter Wanderaustellungen, Spielewochen und Wettbewerbe.

Im Altonaer Museum wird der Weggang des spielerischen Untermieters bedauert, doch: „Wir brauchen den Raum für unsere neue Abteilung Stadtgeschichte“, sagt Gerhard Kaufmann, Direktor des Altonaer Museums. Und auch die Kulturbehörde unterstreicht die Attraktivität des Angebots, aber: „Die Kassen sind leer“, so Pressesprecher Tim Schleider. Peter Lemcke hat einen ganz besonderen Standortwunsch: „Der schönste Standort wäre im Museum der Arbeit“.

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