Menschenrechtler von Landbesitzern entführt

■ Mexikos Hacenderos schlagen zurück

Comitan (AFP/taz) – Auf sehr eigene Art feierten Grundbesitzer im mexikanischen Bundesstaat Chiapas den 75. Todestag des Revolutionshelden Emiliano Zapata am vergangenen Sonntag: Schwerbewaffnete Landbesitzer entführten den Vorsitzenden der regionalen Menschenrechtsorganisation, Enrique Perez. Perez hatte nach Angaben der Organisation versucht, zwischen Grundeigentümern und Bauern zu vermitteln, die Land in Chiapas besetzt hatten. Auf dem Rückweg nach Comitan sei er dann von einer Gruppe von 80 Landbesitzern überfallen worden. Nach Berichten von Bauern, die Perez begleitet hatten, wurde der Menschenrechtler geschlagen und gefesselt auf eine nahegelegene Farm verschleppt. Die Menschenrechtsorganisation bat unterdessen den Bischof von San Cristóbal de las Casas, Samuel Ruiz, er möge sich für die Freilassung von Perez einsetzen. Der Bischof hatte bereits in den Verhandlungen zwischen den aufständischen Zapatistas und der Regierungsdelegation Anfang März vermittelt.

Schon am vergangenen Donnerstag war nach Angaben des Zapatista-„Comandante Ramón“ ein Guerillaführer von einem Landbesitzer erschossen worden. Wie „Ramón“ gegenüber Journalisten sagte, sei der Guerillero beim Versuch, einen Zaun zu überklettern, vom Besitzer des Grundstückes erschossen worden.

Am Montag blockierten 400 aufgebrachte Viehzüchter und Landbesitzer das Rathaus der Stadt Pichucalco im Norden von Chiapas, um gegen die Landbesetzungen der Indianer zu protestieren. Sie forderten die Regierung auf, gegen die Aktionen der Bauern vorzugehen. Rund 200 Geschäftsleute in Pichucalco unterstützten die Forderungen der Farmer und hielten ihre Läden geschlossen. Nachdem die Demonstranten auch die wichtigste Verbindungstraße in die Hauptstadt des Bundesstaates, Tuxtla Gutierrez, sperrten, sagte die Regierung von Chiapas zu, eine Verhandlungsdelegation zu entsenden.