Ruandas Guerilla rückt in die Hauptstadt Kigali ein

■ Regierung geflohen / Abkommen mit UNO

Kigali (dpa/AP/taz) – Einheiten der ruandischen Guerillabewegung „Patriotische Front Ruandas“ (RPF) sind gestern in die Hauptstadt Kigali eingerückt und haben mehrere Stadtteile eingenommen. Die am vergangenen Freitag von der UNO verkündete neue ruandische Interimsregierung verließ fluchtartig ihr Quartier im „Hotel des Diplomaten“ und verschwand in einer Fahrzeugkolonne aus der Stadt. Daraufhin begannen Tausende von Bewohnern Kigalis ebenfalls zu fliehen. Der der Regierung nahestehende ruandische Botschafter in Belgien behauptete, die UNO-Blauhelme seien „aktiv an der Offensive der RPF beteiligt“.

RPF-Sprecherin Christine Umutoni sagte in Uganda, die Guerilla wolle die ruandische Präsidialgarde gefangennehmen und sie für die begangenen Kriegsverbrechen bestrafen. Die Garde soll in den letzten Tagen Tausende von Menschen umgebracht haben. Nach RPF-Angaben haben sich viele Regierungssoldaten der Guerilla angeschlossen. „Wir sind nicht in Eile und werden langsam vorrücken, um eine massive Zerstörung der Stadt zu vermeiden“, sagte Umutoni. Einen Waffenstillstand werde es nicht geben. Die RPF schloß gestern mit der UNO-Truppe in Ruanda ein Abkommen, das die Evakuierung aller Ausländer aus dem Land bis Donnerstag früh vorsieht. Alle nicht zur UNO gehörenden ausländischen Truppen hätten zwölf Stunden Zeit, das Land zu verlassen.

Mit Pendelflügen in die Nachbarländer sind inzwischen fast alle Ausländer aus Ruanda evakuiert worden. Nach Korrespondentenberichten aus Kigali wurden viele Ruander, die sich zusammen mit den Ausländern in Hotels geflüchtet hatten, am Besteigen der Evakuierungsflugzeuge gehindert. Ein belgischer Rotkreuzmitarbeiter sprach von 275 Ruandern in seinem Hotel, die in Kigali zurückgelassen worden seien. Seiten 8 und 10