■ Kommentar
: Genervter Kassenprüfer

Geht da einer einer nicht viel zu weit? Mischt sich ein in die Dinge des Senats, wo er doch eigentlich laut Verfassung nur dazu berufen ist, „die Haushalts- und Wirtschaftsführung“ der Stadt zu überwachen?

Rechnungshöfe agierten bisher in der Bundesrepublik eher wie fachkundige Kassenprüfer in Sportvereinen, schauten hier und da nach, ob auch alles mit rechten Dingen zugegangen ist bei der Verwendung von Steuergeldern. Und nun dies: Hermann Granzow, Präsident des Hamburger Landesrechnungshofes, schwingt sich auf zum Schatten-Bürgermeister, schlägt auf einem der wichtigsten Politikfelder der kommenden Jahre mächtige Pflöcke ein, die zu ignorieren den eigentlich Zuständigen reichlich schwer fallen dürfte.

Die Finanzpolitik des Senats muß Granzow schon ziemlich auf den Zeiger gegangen sein, als er seine Mitarbeiter beauftragte, nicht länger zu gucken, was gewesen ist, sondern herauszufinden, was sein muß. Eine Entscheidung, die etwa vor einem Jahr gefallen sein dürfte.

Daß heute Granzow - nicht der Bürgermeister, nicht der Finanzsenator - immer noch der erste ist, der eine - mögliche - Finanzstrategie zusammenhängend und öffentlich formuliert, zeigt, daß sich da keineswegs ein ambitionierter Selbstdarsteller zu weit aus dem Fenster lehnt, sondern ein pflichtbewußter Beamter nachzuholen versucht, was andere zu lange versäumt haben. Uli Exner

Siehe Bericht Seite 18