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Ständige Bleibe gesucht

■ Obdachlose besetzten symbolisch Notunterkunft in Lichtenberg / Konzept für betreute Wohngemeinschaften wurde mit Sozialarbeitern erarbeitet

„Wir gehen nicht, auf keinen Fall.“ Das klingt entschlossen und selbstbewußt. Thomas Paulick ist 33 Jahre alt und seit über sechs Jahren obdachlos. Der gelernte Tischler und Koch schläft mal hier und mal dort, seit Januar auch öfter in der Notunterkunft in der Lichtenberger Magdalenenstraße. Das Projekt ist im Rahmen der „Kältehilfe“ zur Überwinterung im Januar eingerichtet worden. In dem ehemaligen Stasi-Gebäude schlafen, duschen und essen rund zwanzig wohnungslose Menschen. Morgens müssen sie aber das Haus wieder verlassen und können erst am frühen Abend wiederkommen. Außerdem gibt es hier die einzige Berliner Krankenstation für Obdachlose, auf der sich die Wohnungslosen länger als eine Nacht von den Strapazen der Straße auskurieren können, wo Ödeme und bronchiale Infekte die häufigsten Krankheiten sind. Ein Arzt und mehrere Krankenschwestern kümmern sich regelmäßig um die PatientInnen (die taz berichtete).

In diesem Winter gab es rund 40 Kälte-Notunterkünfte mit 430 Plätzen in Berlin, die von Anfang Oktober bis Ende März, einige auch bis Mitte April, geöffnet sind. Das ist bei mindestens 14.000 Obdachlosen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. In der Magdalenenstraße regt sich deshalb jetzt Widerstand: Gestern besetzten 22 Wohnungslose zwei Etagen der Notunterkunft symbolisch. Sie fordern nicht nur, die knappe Zeitspanne für Notunterkünfte zu verlängern, sondern für das Haus auch eine „dauerhafte Nutzung ganztägig und ganzjährlich und nicht nur stundenweise“.

Ein Konzept für die 700 Quadratmeter haben die Wohnungslosen mit Hilfe von Sozialarbeitern bereits erarbeitet: Im ersten Stock soll es weiterhin eine Krankenstation geben, im zweiten und dritten Stock von Sozialarbeitern betreute Wohngemeinschaften für Obdachlose. Der noch nicht ausgebaute vierte Stock könnte weiterhin eine Notunterkunft bleiben, die allerdings ganzjährig geöffnet sein soll. Daß eine fast selbstverwaltete Wohngemeinschaft funktionieren könnte, ist sich der obdachlose Thomas Pollack sicher: „Hier gab es bisher keine Flaschenparties, wir können selbst saubermachen und einkaufen.“ Auch Sozialarbeiterin Birgit Mallmann hält ein solches Konzept für sinnvoll. „Die Obdachlosen erholen sich hier sehr schnell von der Straße, werden wieder viel selbständiger und trinken weniger.“

Am 15. Mai muß die Trägerin des Projekts Magdalenenstraße, das Diakonische Werk, das Haus an die Treuhand zurückgeben. Diese hatte das Gebäude für den Winter kostenlos zur Verfügung gestellt und auch keine Betriebskosten verlangt. Nach Angaben eines Mitarbeiters der Treuhand soll der kostenlose Mietvertrag aber bis Ende des Jahres verlängert werden, außerdem würde mit dem Diakonischen Werk über einen möglichen Kauf verhandelt. Mit einem längerfristigen Mietvertrag und einem Nutzungskonzept hätte das Projekt Magdalenenstraße dann auch relativ gute Chancen, von der Sozialsenatsverwaltung weiter finanziert zu werden.

„Wir sind guten Mutes“, so der Referatsleiter für Obdachlose bei der Senatsverwaltung für Soziales, Helmut Schibilsky, daß die derzeitigen Mittel bei der Finanzverwaltung lockergemacht werden könnten, weil es sich um „unabweichbare Projekte“ handele.

Ob es dann aber noch eine Krankenstation gibt, ist fraglich. Denn bis jetzt gab es nur mündliche Finanzierungszusagen. So zögert die Senatsverwaltung für Gesundheit die Erstattung der seit Januar entstandenen Kosten in Höhe von 90.000 Mark wegen „haushaltstechnischer Schwierigkeiten“ hinaus. Das Diakonische Werk, das die Summe vorgeschossen hat, könne weitere Finanzierungen jedoch nicht mehr leisten, sagt Rainer Krebs. Julia Naumann

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