Hamas-Anschlag in Israel

■ Attentat forderte sechs Todesopfer

Tel Aviv (taz) – Bei der Explosion zweier Sprengladungen in einem Bus kamen gestern in der israelischen Stadt Hedera sechs Menschen ums Leben. 24 wurden verletzt. Der Attentäter soll ebenfalls getötet worden sein. In einem Anruf beim Rundfunk bekannte sich die islamistische Palästinenserorganisation Hamas auch zu diesem dritten Attentat seit dem Massaker in Hebron, bei dem im Februar 30 Palästinenser getötet wurden. Hamas hatte mit fünf Racheakten für Hebron gedroht.

Unter den Passagieren des Busses befanden sich offenbar viele Soldaten, die nach Hause fuhren, um den heutigen 46. Unabhängigkeitstag Israels zu feiern. Der Bus kam aus Afula, wo vor einer Woche der erste Anschlag passierte, bei dem sieben Israelis getötet wurden. Der nächste Racheakt war tags darauf gefolgt, als ein Palästinenser das Feuer auf israelische Soldaten eröffnete. Zum jüngsten Attentat kam es, als Israel gestern den Gedenktag für die in den arabisch-israelischen Kriegen gefallenen Soldaten beging.

Bereits nach der ersten Autobombe in Afula war die seit dem Massaker in Hebron verhängte Abriegelung der besetzten Gebiete weiter verschärft worden. Um die rund 60.000 ausgesperrten palästinensischen Arbeiter zu ersetzen, unterstützt die Regierung jetzt die Einreise Tausender von Arbeitern aus Thailand und Osteuropa. Sie droht auch diesmal nicht mit einem Abbruch der Verhandlungen mit der PLO. Außenminister Schimon Peres erklärte gestern, „daß uns auch beinahe 18.000 Kriegsopfer nicht vom Weg abgebracht haben. Für den Frieden müssen wir einen hohen Preis zahlen. Damit müssen wir leben, bis wir unsere Ziele erreichen.“

Der Führer der Likud-Opposition, Netanjahu, forderte dagegen die Annektion der gesamten Westbank. Dort erschoß ein israelischer Siedler am Dienstag eine 19jährige schwangere Palästinenserin an ihrer Haustür. Ein zweiter Palästinenser wurde von Soldaten erschossen. In Ramallah zerstörten Soldaten mit Anti-Panzer-Raketen das Haus eines führenden Fatah-Mannes, der ein Angestellter der UNRWA ist. Anschließend hieß es, das Militär habe „irrtümlich“ angenommen, dort seien Hamas-Leute versteckt. Amos Wollin