Sanft aus der Zeit

■ Fabrik: Erste Station des Musikfilms „Funky Good Times“ über Maceo Parker

Bei Rockkonzerten verhindert die große Lautstärke meistens die Möglichkeit, den Musikern persönliche Grußbotschaften zukommen zu lassen. Bei Konzerten anderer Richtungen erkennen nicht nur Vorlaute ihre Chance. Gut gesetzte Kiekser und sogar vereinzeltes Räuspern läßt sich dort manchmal aus Hunderten heraushören. Die Produktion solcher Nebengeräusche steigt rapide, wenn eine Möglichkeit zur Verewigung, etwa ein Film-Mitschnitt, ansteht. Hinter der gediegen gehobenen Laune steckt die gute Hoffnung, die individuell fordernde Physiologie möge das Konzert insgesamt aufwerten oder vielleicht sogar anderen ein Beispiel geben.

Bei Maceo Parker und seiner Band, den Roots Revisited, konnten die meisten Menschen in der überfüllten Fabrik ihrer Physiologie kaum schnell genug auf die Sprünge helfen. Aus gegebenem Anlaß. Die Filmcrew Rhythm'n Pictures hatte an den strategisch wichtigsten Plätzen Kameras aufgestellt. Die sichtbar anberaumten Dreharbeiten zu dem Dokumentarstreifen Funky Good Times verwandelten die meisten mach dem Eintreten in Fröhlichkeitsmonster. Jeder von ihnen hätte gerne vor einem der glupschenden Kameraobjektive Erklärungen abgegeben. Es sei bloßer Zufall, hätten sie verschmitzt ausgesagt, daß statt ihrer Fred Wesley in die Trompete, Pee Wee Ellis ins Tenor- und Parker ins Altsaxophon blase.

Der Star des Abends zeigte sich gegenüber dem geballten Selbstverständnis aufgeschlossen. Parker sang in den Songs, was er vor Liedanfängen noch einmal ansagte: Daß jeder jemanden braucht, und daß er und die Roots Revisited alle lieben. Zusammen mit der Chaka Khan vertretenden Kym Mazelle ließ das Septett den Funk überspringen. Das klang noch in den am luschigsten gespielten Takten deftig, fruchtig oder elegant. Schlußendlich hob Parker mit Marvin Gayes Sexual Healing die Fabrik warm und sanft aus der Zeit. Weitere Drehorte: New Orleans und New York. Kristof Schreuf