31mal Todesangst

■ Rahlstedter Gastwirt steht wegen Serienvergewaltigung vor Gericht

Allein die Vorstellung, nachts im Schlaf von einem fremden Mann überwältigt zu werden, ist ein Alptraum. Für 31 Frauen, die zwischen 1988 und 93 von demselben Täter zu sexuellen Handlungen gezwungen wurden, ist diese erlittene Grausamkeit zu einem Teil ihrer Biographie geworden. Das Alleinsein ist heute unendlich schwer für sie, jedes unerwartete Geräusch läßt sie aufschrecken. Der Mann, der in die Wohnungen der zumeist alleinlebenden Frauen einstieg, um sie zu vergewaltigen, steht seit gestern in Hamburg vor Gericht.

Der Serientäter konnte im September vergangenen Jahres gefaßt werden, weil er die Wohnung einer Frau aufbrach, die er schon einmal heimgesucht und die sich danach abgesichert hatte. Bei dem Angeklagten handelt es sich um einen 45jährigen Mann, der zuletzt in Rahlstedt eine Gastwirtschaft betrieb. Er hatte die Frauen jeweils gegen drei Uhr morgens überfallen, nachdem er seine Kneipe dichtgemacht hatte. Einige Frauen erinnerten sich bei der Polizei später an sein aufdringliches Rasierwasser.

Auch vor Gericht gab er sich gestern den Anstrich eines erfolgreichen sunnyboys. Er habe nie Probleme gehabt, Frauen kennenzulernen, erklärte der Vater einer 15jährigen Tochter freimütig zu Prozeßbeginn. Ein Sachverständiger soll ihn zynischerweise als „ausgesprochenen Frauenliebhaber“ bezeichnet haben. Auch den Anklagevorwürfen gegenüber zeigte sich der Gastwirt nicht kleinlich: Er räumte alle 31 ihm zur Last gelegten Taten ein, bestritt jedoch, die Frauen bedroht zu haben. „Ich hätte nicht gedacht, daß sie mich anzeigen oder böse auf mich sein könnten“, sagte er zum Entsetzen der Opfer, von denen zehn als Nebenklägerinnen im Saal erschienen waren.

Erst nach nunmehr acht Monaten Untersuchungshaft sei ihm klargeworden, daß die „ganze Sache doch gravierender“ sei, als er angenommen habe. Das Urteil in diesem Prozeß, in dem die Nebenklägerinnen nun unter Ausschluß der Öffentlichkeit die einschneidenden Folgen der Vergewaltigungen schildern, wird nicht vor Ende des Monats erwartet. Paula Roosen