■ Urdrüs wahre Kolumne
: Kritiker längst abgeschlagen

Einen verkehrspolitischen Beitrag zur Stehpisserdebatte leisteten dieser Tage zwei vielleicht Achtjährige vorm Überseemuseum. Die Knaben näherten sich einem dort recht verquer parkenden Neuwagen französischer Herkunft und mühten sich redlich, die Türgriffe des Fahrzeugs anzupinkeln. Der Erfolg war angesichts der waltenden Größenverhältnisse und des unzureichenden Flüssigkeitsdrucks eher gering. Als die jungen Autofeinde den Schreiber dieser Zeilen bemerkten, baten sie im sicheren Gefühl des unausgesprochenen Einverständnisses um tatkräftige Unterstützung. Obwohl durchaus geschmeichelt, offenbar ohne Schwierigkeiten als Gegner des privaten Automobilismus erkannt zu werden, konnte der Wunsch der hoffnungsvollen Junioren leider ad hoc nicht erfüllt werden. Das Wasser war schon abgeschlagen.

Da fragt Mann also mal die Bahnauskunft nach zwanzig Minuten des Wartens in buddhistischer Geduld nach einem passenden Zug ins benachbarte Ausland und wird zunächst mit der Gegenfrage konfrontiert: „Fahrnse zu mehreren? Dann kommse mit dem Auto viel billiger hin.“ Der Kunde beharrt auf seinem Informationswunsch, was der Mensch an der Auskunft mit erheblichem Unwillen registriert. „Was wollnse denn überhaupt in Polen, da ist doch der Hund verfroren.“ Der Reisende bleibt stur. Der Schalter-Bedienstete aber auch: „Ich habe sowieso bald Feierabend, ärgernse den Kollegen damit.“ Ein netter Zug der neuen Bahn. Und einmal mehr Beleg für die schöne Gewißheit, daß auch der geknechtete Sesselfurzer den unbeugsamen Stolz vorm Thron des König Kunden kennt. Sei dafür mal ganz fein geknuddelt, Du hochverdiente EisenbahnerIn des Volkes!

Die Hütte feierte am Mittwoch ihr vorläufiges Überleben und dazu hatten die Malocher all jene zu Bier und Eintopf auf das Klöcknergelände geladen, die sich hie und da für den Erhalt der Stahlküche starkgemacht hatten. Unter den Gästen somit auch der volkstümliche Dr. Dieter Klink, der es sich seinerzeit am eigenen Geburtstag nicht hatte nehmen lassen, vor der Duisburger Konzernverwaltung an der Spitze des bremischen Proletariats für das Menschenrecht zu kämpfen. „Den wähl ich bei den Europawahlen sowieso, das ist ein echter Kumpel“, bekannte in die Begrüßung des Präsidenten hinein ein Hüttjer am nahegelegenen Tresen: Er wird sein Vorhaben nicht recht umsetzen können.

Auf eine besonders herzliche Begrüßung wartete in jungmädchenhafter Aufgeregtheit auch die ehemalige Vizechefin der Konservativen Aktion Elisabeth Motschmann, doch obwohl sie gemeinsam mit Peter „Kußmund“ Kudella beim Betriebsrat wegen einer solchen Geste antichambrieren ließ, blieben beide ungewürdigt. Wir aber sagen: Kopf hoch, Lieschen, vielleicht klappt's nach der nächsten Krise!

Is ja oft wirklich blödes Zeug, was DIE LEUTE da manchmal mit Narrenhänden auf Tisch und Wände schmieren. Aber dem Unbekannten Zeitgeist-Kritiker, der sich da auf einer Speisenkarte des Fährkrugs an der Lesum ausließ, dem wollen wir hier gern ein schlichtes Denkmal setzen: „Wer in sich geht, darf sich nicht wundern, wenn gerade niemand zu Hause ist.“ Das halten wir bitte im Hirnkasten fest! Ulrich Reineking-Drügemöller