Friendly Fire im Irak

■ US-Hubschrauber abgeschossen

Washington/Ankara/London (AFP/AP/dpa) – US-amerikanische Kampfflieger haben gestern aus Versehen über Irakisch-Kurdistan zwei US-Hubschrauber abgeschossen. Dabei kamen nach ersten Informationen sämtliche 25 oder 26 Insassen ums Leben, darunter hochrangige Offiziere aus den USA, Großbritannien, Frankreich und der Türkei. Vertreter der irakischen Kurden behaupteten zuerst, der Abschuß ginge auf das Konto irakischer Kampfflieger. Später hieß es jedoch aus dem US- Verteidigungsministerium, der Abschuß sei auf „Feuer von eigener Seite“ zurückzuführen. Vermutlich glaubten die US-Piloten der F-15-Kampfjets, bei den Hubschraubern des Typs „Black Hawk“ handele es sich um irakische Fluggeräte, die das im Nordirak verhängte Flugverbot verletzten. Präsident Clinton kündigte am Abend eine Untersuchung der „schlimmen Tragödie“ an.

Nach Angaben des Vertreters der Kurdischen Demokratischen Partei (KDP) in Ankara, Safeen Dizae, wurden die Helikopter gegen 11.45 Uhr Ortszeit in der Nähe der Ortschaft Accra abgeschossen. Die Insassen hätten sich auf dem Flug von der Grenzstadt Sacho zum KDP-Hauptquartier in Salah ad-Din befunden, um dort Verhandlungen über die Zukunft des seit Ende des Golfkriegs de facto autonomen Gebietes zu führen. Ähnliche Angaben machte der Vertreter der irakischen Kurden in London, Hoshyar Zebari.

Zur Zeit des Abschusses befanden sich auch zahlreiche türkische Flugzeuge und Hubschrauber im nordirakischen Luftraum. Die türkische Armee unternahm dort nach eigenen Angaben eine Großoffensive gegen Stellungen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK). Insgesamt drangen demnach gestern rund 5.000 Soldaten in der Region Cukurca bis zu fünf Kilometer auf irakisches Gebiet vor. Türkische Bomber aus Malatya und Diyarbakir flogen Angriffe auf angebliche PKK-Stellungen.