Schrott und Hohn

■ Heute beim „Fantastival“ im Kino 46: „Tetsuo I & II“, MutantenSciFi aus Japan

David Lynch verspricht schon seit Jahren seinem Publikum eine Verfilmung von Franz Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“. Gibt es doch längst, und sie wird sogar im Londoner Szenemagazin „City Limits“ als „Eraserhead der 90er“ gefeiert! Lynch hat sich den Schneid von einem Japaner abkaufen lassen, aber Shinya Tsukamoto ist mehr an Schrauben als an Käfern interessiert.

Deshalb findet sich in seinem Film „Tetsuo – The Iron Man“ ein japanischer Gregor Samsa morgens im Bett nicht „zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt“, sondern eine Eisenspitze ragt aus seiner Wange heraus. In 66 Minuten zeigt der Film dann die Verwandlung des Durchschnittsjapaners in einen Eisenberg mit einer zum teil fast experimentellen Bilderflut in grobkörnigen Schwarzweiß. Auf glitschige Splattereffekte folgen Trickfilmsequenzen, von Aufnahmen mit wackliger Handkamera wird immer wieder auf vor Entsetzen verzehrte Augen und Münder geschnitten. Und spätestens wenn sich das Geschlechtsorgan des Eisenmenschen in eine riesige Bohrmaschine verwandelt, wird deutlich, daß Tsukamoto nicht nur einen recht merkwürdigen Geschmack hat, sondern auch komisch ist.

Der Low-Budget-Film war 1989 in Japan ein großer Erfolg, und so konnte Tsukamoto ihn 1992 gleich noch einmal mit teueren Special Effekts und in Farbe drehen. Aber auch wenn die Stahlkanten jetzt noch viel monumentaler aus den Körperteilen sprießen, wirkt „Tetsuo II – The Body Hammer“ längst nicht so beängstigend wie sein Vorgänger. Tsukamoto ist zwar noch viele Schleimbeutel vom Mainstream entfernt, aber jetzt erzählt er die abstruse Geschichte schon ganz ordentlich. Es macht viel Spaß, beide Versionen direkt miteinander zu vergleichen. Und auch im zweiten Film blitzt böser Humor des Regisseurs auf – etwa bei einer Symbiose zwischen Katze und Wasserkessel. Wilfried Hippen

Nur heute im Kino 46, 22.30 Uhr