■ Das Portrait
: Christina Bührmann

Die 48jährige Sozialwissenschaftlerin Christina Bührmann soll im Juni niedersächsische Frauenministerin, Nachfolgerin von Waltraud Schoppe, werden. „Ich hatte schon damit gerechnet, daß Gerhard Schröder auf mich zukommt“, sagt die zierliche Frau selbstbewußt. Schließlich war sie seit dem Wahlabend die Favoritin der SPD- Frauen im Landtag für die Schoppe-Nachfolge, und Gerhard Schröder will Niedersachsen ab Juni mit einer Ein-Stimmen-Mehrheit regieren.

Christina Bührmann, seit 22 Jahren in der SPD, hat ihre Parteikarriere in der AsF begonnen und es bisher nicht nur zur frauenpolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, sondern auch zur stellvertretenden Vorsitzenden der niedersächsischen Sozialdemokraten gebracht. „Wir sind beide Feministinnen“, sagt sie über sich und ihre Amtsvorgängerin von den Grünen, betont „die Kontinuität in der Frauenpolitik“, um sich dann doch ein wenig von Waltraud Schoppe abzusetzen. Die niedersächsischen Mütterzentren etwa, mit deren Förderung sich Schoppe auch bei den Grünen nicht nur Freundinnen gemacht hatte, möchte Bührmann künftig einfach in „Frauenzentren“ umbenennen oder umwandeln. Diese Mütterzentren arbeiteten sicher prima, sagt sie, doch in ihnen seien keineswegs nur Mütter, sondern Frauen mit ganz unterschiedlichen Lebensläufen vertreten.

Die neue Frauenministerin Foto: Archiv

Christina Bührmann hat ebenso wie ihr künftiger Chef Gerhard Schröder den zweiten Bildungsweg absolviert, nach einer Ausbildung zur Speditionskauffrau studierte sie an der Universität Bremen und arbeitete anschließend in der Frauenforschung. Die SPD sieht sie auch als „Männerpartei“ und in der SPD-Landtagsfraktion, der sie seit 1990 angehört, hat sie um frauenpolitische Positionen energisch kämpfen müssen. Gemeinsam mit den Frauen von den Grünen setzte sie etwa im Landtag durch, daß die niedersächsischen Kommunen in der Regel hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte beschäftigen müssen. In den kommenden vier Jahren will sie im Frauenministerium „die Mädchenarbeit etwas mehr forcieren“, will die Idee der Mädchenhäuser aufs Land tragen und sich auch um Frauen mit „anderen Lebensläufen, etwa um Lesben“ verstärkt bemühen. Gerhard Schröder allerdings hatte sich eigentlich eine Frauenministerin gewünscht, die sich wie Waltraud Schoppe auch ein wenig als Familienministerin versteht. Jürgen Voges