Weiter Hilfe in Kurdistan

■ Kritik an Bundesregierung und EU

Berlin (taz) – Der Mord an der deutschen Journalistin Lissy Schmidt und ihrem kurdischen Begleiter in Irakisch-Kurdistan ist den dort tätigen Ausländern in die Knochen gefahren. In der niedersächsischen Landesvertretung in Bonn debattierten gestern Mitarbeiter deutscher und Schweizer Hilfsorganisationen mit Vertretern des Auswärtigen Amtes über das gestiegene Sicherheitsrisiko in der Region. Die Forderung einiger Organisationen, die Büros in Kurdistan für einen Monat dichtzumachen, fand keinen einhelligen Zuspruch. Durch den Schritt sollte die kurdische Regionalregierung zu besseren Schutzmaßnahmen gedrängt werden. Mitarbeiter von „medico international“ lehnten dies als Nachgeben gegenüber dem Terror der irakischen Führung in Bagdad ab. Die Kurden präsentierten zwei Tatverdächtige, die den Anschlag im Auftrag Bagdads verübt haben sollen. Die Hilfsorganisationen vereinbarten, ihre Arbeit Ende des Monats wieder aufzunehmen. Wegen der Winterpause befindet sich derzeit nur ein Deutscher in der Region. In einer Resolution kritisieren die Organisationen Bundesregierung, EU und UNO, weil sie nicht öffentlich zu den sich häufenden Anschlägen Stellung bezogen. In dem Gespräch wurden die anwesenden fünf Mitarbeiter des Außenamts auch aufgefordert, Druck auf die türkische Regierung auszuüben, damit diese die Arbeit der Hilfsorganisationen nicht weiter behindert. Der inoffizielle deutsche Botschafter in Irakisch-Kurdistan, Eberhard Walde, beklagte, daß die Türkei nicht einmal den Transport eines Satellitentelefons in seine „Residenz“ zulasse. taud