Fast wie der Bernhardt Langer

■ Ein Bummel durch den von Frisbees heimgesuchten Stadtpark

Es erweckte den Anschein, als ob die Stadtreinigung den Stadtpark wieder auf Vordermann bringen wollte. Auch bei näherer Betrachtung, unmittelbar am rot-weißen Flatterband, kein Indiz, was hier los sein könnte. Doch da am Baum, ein Zettel: „Liebe Parkbesucher, am 16. und 17.April findet ein Frisbee-Turnier statt ...“ Also, den Kopf einziehen, um umherrschwirrenden Scheibchen auszuweichen.

Weiter den Park entlang, stand am Wochenende ein VW-Bus am Jahnring. Davor tummelten sich an die 40 bis 50 Menschen. Hier gab's dann auch des Rätsel's Lösung: Frisbee-Golf wurde hier gespielt, die 8. Hamburg Open. - Aha! - Franz Reisgis, der Veranstalter der ersten Hamburger Frisbee-Golf- Meisterschaft, verschaffte Aufklärung: die Sportart kommt – wie solls auch anders sein – aus Amerika. „ Sie ist dem Bahnengolf entnommen. Wir benutzen die gleichen Regeln und gleichen Begriffe, wir buddeln nur kein Loch in die Erde, sondern werfen die Scheibe in einen Korb“, erläuterte der Frisbee-Fetischist.

So, so, dazu sind also die mit Metallketten behängten Körbe gedacht, die immer „Pling“ machen, wenn das runde Ding dort –reinfliegt. Doch Scheibe ist nicht gleich Scheibe. Mit einer Kaufhaus-Frisbee, die ansonsten immer hin und her geschmissen wird , kann man hier nicht einmal einen Blumentopf gewinnen, weil diese bei zuviel Wind gleich aus der Bahn fliegen würde.

Ein Mann mit Wuschelkopf, auf seinem speziellen Sitz-Regenschirm sitzend, verkauft an diesem Wochenende die adäquaten Scheiben. Es ist Hartmut Wahrmann, der Frisbee-Papst Deutschlands, (mehrfacher Deutscher Meister, zudem noch Vize-Weltmeister im Over-All-Frisbee.) Wie bei Golfbällen gibt es verschiedene Arten von Frisbees,: kleine, große, schwere, leichte. Nur die vierzig Profis, sogar aus Amerika, Kanada und Schweden angereist, konnten darüber fachsimpeln.

Eine samstägige Parkbesucherin, hat dagegen ein paar Verständnisprobleme. Beim Studieren des Informationsheftes stieß sie mit großer Verwunderung auf den Begriff „Verbotenes Feld“. Nämlich: O.B., out of bounds. „Komisch, darunter stellte ich immer etwas anderes vor“, feixte die Zuschauerin

Zurück zur Meisterschaft. 18 Körbe standen auf den Milchwiesen, zum Teil so richtig schwer und auf jeden Fall ziemlich ausgeklügelt versteckt. Die Kunst der Vierergruppen galt nun diesen Kurs mit möglichst wenig Würfen zu beenden. Die besten Fünf insgesamt dreieinhalb mal. Zum Warmmachen wurde mit den Armen gerudert, den Oberkörper nach rechts und nach links geschleudert. Dann ab an die Abwurflinie, dem sogenannten Tee: Mit ausgestrecktem Arm nach vorne wippen, nach hinten und zack, Abwurf. Die ganz Professionellen rupfen vorher noch in Bernhard-Langer-Manier ein bisserl Gras heraus, um die Windrichtung zu testen. Nach der ersten Runde führte der Schwede Nils Dacke mit 48 Würfen vor dem fünfachen Hamburg Open Gewinner Wahrmann. Wer am Ende zu den Trainingseifrigsten gehörte, nämlich in der Mittagspause gegen Laternenpfähle „puttete“ oder wie die Hamburger eifrig Dienstags abends im Stadtpark trainiert hatten, winkte ein Gewinn: Der Sponsor - der Reiseveranstalter mit dem Hasen - stiftete eine zweiwöchige Reise. Kuriosum am Rande: Ein Disc-Werfer ist derzeit nicht nur die Nummer 1 in Frisbeekreisen. Christian Voigt aus Bayern ist der Erste seiner Leibesübung, der in einer Sportfördergruppe der Bundeswehr marschieren darf. Toll was?

Nina Westphal