Flying Zwieback half nicht viel

Auf trocken Brot gesetzt, vermochte Außenseiter Brandt Hagen nicht, den Leverkusenern im ersten Play-off-Finale um die Basketball-Meisterschaft die Butter zu stehlen  ■ Aus Leverkusen Thomas Lötz

Was findet statt, wenn an einem Samstagnachmittag kleine Zwiebackpackungen durch die Luft der fast ausverkauften Wilhelm- Dopatka-Halle in Leverkusen fliegen? Was passiert, wenn in der Halle eine Stimmung ist, die weder im gegenüberliegenden Ulrich- Haberland-Stadion (Werksabteilung Fußball) noch auf einem Leverkusener Rosenmontag (Werksabteilung Vergnügen) auch nur annähernd erreicht wird?

Richtig, die Hagener sind da! In der Wilhelm-Dopatka-Halle trägt Bayer Leverkusen (Werksabteilung Basketball) seine Heimspiele aus. Und bei Zwieback kommt dem Diarrhö-geplagten Leser natürlich unmittelbar die Firma Brandt in den Sinn. Die wiederum hat sich eine Basketballmannschaft gekauft, und die heißt – ganz genau – Brandt Hagen. Die Zwiebäckchen flogen natürlich, weil die Hagener Spieler sie vor dem Spielbeginn in die Zuschauerränge geworfen hatten. So groß war ihre Freude (und die ihres Sponsors) über die Teilnahme am ersten Spiel des Best-of-Three-Finales um die deutsche Meisterschaft, daß sie all die 4.500 Zuschauer von der Brotdiät überzeugen mußten.

Trocken Brot beiseite, ein Erfolg, den ihnen zu Saisonbeginn niemand zugetraut hatte. Als Absteiger gehandelt, gewannen sie unter ihrem neuen Trainer Peter Krüsmann den Verbands-Pokal – mit einem Halbfinalsieg über Leverkusen. Bayer war gewarnt.

Die Treffsicherheit, mit der die Hagener den Zwieback unters Volk warfen, wäre indes nachher beim Gebrauch ihres eigentlichen Sportgeräts, des Basketballs, von größerem Nutzen gewesen.Aber da das „Vorher“ niemals ein „Mittendrin“ ist, lief es im Spiel auch ein wenig anders, nämlich deutlich schlechter. Trainer Krüsmann behauptete hinterher, der Ball sei an allem schuld gewesen: „Als ich gesehen habe, wie die Leverkusener dieses schlappe, alte Spalding- Ding rausgekramt haben...“ Dann lächelte er kurz über sein Witzchen und meinte, daß es wohl eher an der schwachen Wurfquote von außerhalb der Zone gelegen habe. Zudem hätte man gegen Leverkusens Topscorer Chris Welp (20 Punkte) an diesem Nachmittag weder unter dem einen noch anderen Korb gut gespielt.

Bis vier Minuten vor Schluß der ersten Halbzeit allerdings waren die Hagener noch mit 27:26 vorn gelegen. Binnen vier Minuten brachen sie ein. Lediglich zwei schlappe Punkte gelangen ihnen, während Leverkusen traf und traf und traf – 42:28. Durch eine gute Zonendeckung zwang Bayer die Hagener, von außen zu werfen. Trotz etlicher gut rausgespielter Freipositionen gingen die Bälle nicht ins Netz. Und vor allem Keith Gatlin, Hagens überragender Spielmacher der Saison, hatte bei seinen zahlreichen Dreipunkteversuchen kein Glück. Insgesamt brachte er es auf eine bedenklich schwache Wurfquote. Ganz anders sein Widerpart Tom Garrick, der dieses Duell der Guards ganz eindeutig für sich entschied. Besonders deutlich wurde das beim Stand von 60:57, als Hagen wieder ins Spiel zurückgekommen war (auch weil Henning Harnischs Hand-Rißwunde aufgeplatzt war). Garrick stahl Gatlin den Ball, um mit einem Korbleger zu punkten, und in der Folge zog Leverkusen erneut davon (Harnisch genäht und verbunden wieder dabei).

Es war das „konstantere Spiel“ (Bayer-Trainer Dirk Bauermann) der Leverkusener über die vollen vierzig Minuten, das über diesen 78:63-Etappensieg entschied. Bis zum Titel muß Bayer noch zweimal gewinnen. Was die Zwieback- Mannschaft zu verhindern sucht. Hagens Kapitän Arnd Neuhaus: „Wir wollen auf jeden Fall ein zweites Heimspiel.“ Da wären's dann der Spiele mindestens vier. Aber auch auf Leverkusener Seite weiß man, weshalb der Modus Best-of-Three heißt. Einem kleinen Jungen, der Mike Koch um dessen Trikot bat, beschied jener schmunzelnd: „Tut mir leid, aber darin müssen wir noch zwei bis viermal spielen.“ Am Freitag geht's in Hagen weiter mit der Zwieback- Kost.