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: Transülzige Krimistunde

„Faust“, Fr., 20.15 Uhr, ZDF

Mephisto ist die Kraft, „die stets das Böse will und doch das Gute schafft“. Aber in diesem Fall haut das nicht ganz hin, denn Mephisto erpreßt die Hamburger Verkehrsbetriebe. Ein Fall für den Oberkommissar, dessen Name mindestens Faust lautet. Als Undercover-Polizist lebt er sein Multitalent als Schauspieler, Fußballspieler und Zirkusclown aus. Was schwer an Goethes gleichnamigen Universalgelehrten erinnert. Aber wer darauf wartet, daß Heiner Lauterbach seine Seele ans Verbrechen verkauft, der wartet auf Godot.

Die manieristischen Anspielungen an Goethes Drama bekommt das Zielpublikum zudem gar nicht mit, denn dieser Krimi ist für Doofe. Die Umsetzung ist schlapp und nicht eben einfallsreich. Ein Buchstabe des Erpresserbriefes stammt aus einem Zirkusprogramm. Und weil der beinahe gefaßte Erpresser sich als Klettermaxe erweist, führt die Spur – schwuppdiwupp – zum gerade in der Stadt gastierenden Zirkus. Durchsichtig und fade.

Heiner Lauterbach als Faust und Jeanette Rauch als Kollegin Verena sind auch nicht gerade das dynamische Duo. Ihre Witze sind müde. Vom Gebaren her erinnern sie eher an ein mehrfach geschiedenes 68er Pärchen, das alles ausdikustieren muß: „Du bist zärtlich, romantisch, mutig und stark. Aber du bist wie ein großer Junge, du willst immer das haben, was du nicht kriegen kannst“, sagt sie ihm einmal. Noch so ein Satz, und ich storniere den Dauerauftrag für meine Fernsehgebüren.

Die einzig gute Nummer in diesem traurig-trägen Zirkuskrimi ist die Verhaftung des Entfesselungskünstlers, der die ihm angelegten Handschellen freundlichst zurückgibt. Für den Rest der drögen sechzig Minuten kann man sich bestenfalls über Vadim Glowna amüsieren. Einmal mehr läßt der Mann mit der Mimik eines Airbags den mysteriösen Choleriker heraushängen. Glowna ist ähnlich stereotyp wie einst Klaus Kinski in den alten Edgar-Wallace-Heulern: Wo Glowna ist, ist auch das Böse.

Kurzum: Faust, das ist eine transülzige Krimistunde. Lauterbach verkörpert die weichgespülte Lenorversion von Peter Strohm. Das schlechte Gewissen steht neben ihm, als er den in Not geratenen Zirkusdirektor verhaftet. Die nächste Stufe der Verweichlichung deutscher Fernsehpolizisten wäre ZDF- Nachrichtensprecher Peter Hahne, der die Verbrecher dann mit rosa Wattebällchen bewirft. Manfred Riepe