Kleine Schule der Häßlichkeit (5)

Kleine Schule der Häßlichkeit (5)

Jetzt fragen Sie sich vielleicht, wie dieses geschmackvolle Schild in die Schule der Häßlichkeit kommt, aber dafür ist diese ja da. Stellen Sie sich einfach mal vor, es stünde da statt „Standesamt Bremen-Mitte“ etwas anderes geschreiben, sagen wir „Adelheid Krehme-Zitte“, und schon würden Sie sich wundern, warum ihr niemand Blumen aufs Grab tut. Das ist die ganze Macht des Buchstaben.

Dabei handelt sich's um eine Stätte, welche die Menschen doch fast nur aus den sonnigsten Gründen betreten. Und was tut aber die Stätte? Sie empfängt die Menschen mit sterbensdüsterer Typographie. Sie hält ihnen, die gerade heiraten und drei Kinder anmelden wollen, wie ein letztes amtliches Sakrament die Schrift hin, die außerhalb der Friedhöfe nur in Worten wie „Bestattungen Pietät“ oder „Beerdigungs-Institut GE.KR.ÖSE“ Verwendung findet. Es ist die Schrift, die ihnen der Steinmetz am Ende bald genug meißeln wird. Da muß man ihnen nicht schon den Anfang verleiden.

Aber wie man unserer kleinen Stadt seine Behörde kennt, war es wahrscheinlich ganz anders, und es haben dem Schriftenreferenten nur diese Lettern so gut gefallen, weil sie seit den Zeiten von „SENATVS POPVLVSQVE ROMANUS“ unbeugsam, steinern und wetterfest für Amt und Würde geradestehen. Das tut sie auch in alle graue Ewigkeit. Der Rabe, der hier immer sitzt, ist übrigens gerade weggeflogen. schak