Auferstanden aus Ruinen

■ Ein komplett deportiertes Dorf in Irakisch-Kurdistan bekommt eine neue Schule: Erster Erfolg des Vereins „Bremer Hilfe für Kurdistan“

Aus den Ruinen eines Dorfes in Irakisch-Kurdistan entsteht mit Hilfe des Vereins „Bremer Hilfe für Kurdistan“ neues Leben: Eine Grundschule mit sechs Klassen und einem Lehrerhaus wurde jetzt im Dorf Barlut, das in der kurdisch selbstverwalteten UNO-Schutzzone im Nordirak liegt, fertiggestellt. Die Kosten von rund 21.000 Mark für die komplett eingerichtete Schule, in der im Oktober der Unterricht beginnen soll, wurden durch Bremer Spenden und Mittel der Europäischen Union finanziert.

In Barlut lag bis vor gut einem Jahr kein Stein mehr auf dem anderen: 1988 waren die rund 1.000 BewohnerInnen allesamt auf Befehl Saddam Husseins im Rahmen der „Al-Anfal“-Kampagne in das 30 Kilometer entfernte Sammellager Smud deportiert worden. Das Dorf wurde, wie 4.000 andere Dörfer in Irakisch-Kurdistan auch, völlig zerstört: „Nachdem die Häuser gesprengt wurden und anschließend die Planierraupe durch das Dorf fuhr, bestand die Siedlung nur noch aus verteilten Haufen von Betonst einen und zusammengefalteten Lehmhäusern“, berichtet der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Walter Ruffler, der als Vorstandsmitglied des Vereins „Bremer Hilfe für Kurdistan“ in den Nordirak gereist war. Auch die Schulen wurden nicht verschont: 75 Prozent aller Schulgebäude lagen in Trümmern.

Eine Katastrophe, die Paul Tiefenbach, ebenfalls Grüner und im Vereinsvorstand, nach seinen Beobachtungen auf der Reise auch dem türkischen Teil Kurdistans voraussagt: „Die türkische Regierung versucht dort dasselbe, was Saddam Hussein schon vollendet hat.“

Nachdem Teile des Nordirak – ein Gebiet etwa von der Größe Niedersachsens – im Jahr 1991 unter die Kontrolle der UNO und unter kurdische Selbstverwaltung gestellt wurden, begannen die Menschen aus den deportierten Dörfern an Rückkehr zu denken – doch für einen Wiederaufbau der völlig zerstörten Infrastruktur fehlte das Geld. Manche Bauern aus Barlut reisten täglich aus Smud 30 Kilometer weit zu ihren Feldern, um die Landwirtschaft wiederzubeleben.

Im Frühjahr letzten Jahres hatte der Bremer Verein beschlossen, Barlut zu unterstützen. Mittlerweile sind 42 von ehemals 100 in Barlut ansässigen Familien aus der „collective town“ Smud, in die KurdInnen aus 400 Dörfern zwangsumgesiedelt wurden, wieder in ihr Heimatdorf zurückgekehrt. Die Schule, in der bis zu 180 SchülerInnen unterrichtet werden können, soll eine Motivation für weitere HeimkehrerInnen sein.

Doch für viele Menschen, die jetzt noch im Sammellager leben, ist es unmöglich, ihre zerstörten Häuser selbst wieder aufzubauen – und das wird das nächste von der „Bremer Hilfe für Kurdistan“ angegangene Projekt sein: Gemeinsam mit anderen Hilfsprojekten sollen für Barlut 87.000 Dollar gesammelt werden, um 100 neue Häuser bauen zu können. skai