Umweltpreis für Tropenholz-Boykotteurin

■ Die Weltbankkritikerin Heffa Schücking wurde in San Francisco ausgezeichnet

Köln (taz) – Gestern erhielt die deutsche Umweltaktivistin Heffa Schücking in San Francisco den mit insgesamt 360.000 Dollar dotierten „Goldman-Umweltpreis“. Im „Regenwald-Memorandum“ von 1989 hatte sie Deutschlands Verantwortung für die Zerstörung des tropischen Regenwalds aufgedeckt. Der von ihr mitinitiierte Tropenholz-Boykott führte zu einem merklichen Rückgang des deutschen Verbrauchs. Seit 1992 kämpft sie für die Reform der Weltbank und eine striktere Überwachung der Bankprojekte in der Dritten Welt.

Seit 1989 ehrt die hierzulande kaum bekannte amerikanische Goldman-Stiftung jedes Jahr sechs Umweltschützer aus sechs (Teil- )Kontinenten. Engagierte grassroots-Aktivisten und -Initiativen haben Vorrang vor renommierten WissenschaftlerInnen und bekannten Organisationen.

Mit der 34jährigen Heffa Schücking, die 1992 die Organisation „Urgewald-Kampagne für den Regenwald“ gründete, erhält erstmals eine Deutsche den Preis. Die alleinerziehende Mutter aus dem westfälischen Städtchen Sassenberg sieht sich als „Stellvertreterin für viele Umweltschützer in Deutschland, die in der Regenwald-Kampagne aktiv waren“. Die in den USA aufgewachsene Aktivistin und ihre kleine Organisation betreiben nach dem Vorbild von US-amerikanischen interest groups in erster Linie Lobby-Arbeit im Hintergrund und scheuen vor der direkten Einflußnahme auf Abgeordnete, Verantwortliche in den Ministerien und der Weltbank nicht zurück. Aufgrund dieser Kontakte und der Verbindung zu Umweltgruppen in aller Welt sind Heffa Schücking und ihre MitstreiterInnen häufig besser über Weltbank-Projekte und deren verheerende Folgen informiert als die zuständigen ReferentInnen im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ). Markus Dufner