Ruandas Kriegsparteien wollen sich zermürben

■ Kämpfe in Kigali intensiviert

Kigali (AFP/dpa) – Rebellen der Patriotischen Front Ruandas (FPR) haben gestern ihre Angriffe auf die ruandische Hauptstadt Kigali fortgesetzt. Dabei wurden auch Granatwerfer gegen Stellungen der Regierungstruppen eingesetzt. Die Kämpfe erreichten zum ersten Mal das Zentrum Kigalis. Die FPR setzte nach Einschätzung internationaler Militärbeobachter auf eine Zermürbungstaktik bei den Angriffen auf Kigali. Am Wochenende hatten sich die FPR und die Regierungstruppen gegenseitig Vorbedingungen für eine Waffenruhe gestellt.

Vertretern der UN-Mission (Unamir) in dem ostafrikanischen Land gelang es nicht, einen Waffenstillstand in dem Bürgerkrieg zu vermitteln. Die 400 UN-Soldaten der ehemaligen Kolonialmacht Belgien warteten weiter auf ihre Evakuierung. Nach Angaben der belgischen Armee sollten sie wahrscheinlich am Dienstag von Kigali auf dem Landweg nach Tansania fahren. Belgien hatte den Abzug seiner Soldaten bei der UNO beantragt, nachdem es zu Ausschreitungen gegen Belgier gekommen war. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) will seine Mitarbeiter in Kigali zunächst nicht abziehen. Ein IKRK- Sprecher sagte am Sonntag abend in Genf, die Helfer seien noch in zwei Krankenhäusern im Zentrum von Kigali im Einsatz. Den IKRK- Mitarbeitern zufolge kommt es inzwischen in ganz Ruanda zu Massakern. IKRK-Sprecher René Luc Thevoz sagte am Montag in Genf, es gebe Zehntausende, wenn nicht sogar Hunderttausende von Opfern.

RPF-Generalsekretär Theogen Rudasinga protestierte unterdessen in einem Zeitungsinterview gegen die Darstellung der Gefechte als Stammeskrieg zwischen Hutu und Tutsi. „Es sind keine ethnischen Massaker, sondern politische“, sagte er. Seit der Unabhängigkeit habe „die herrschende politische Klasse“ stets den Zwist zwischen den Volksgruppen als Grundlage ihrer Herrschaft gefördert.