Dominoeffekte im Schneider-Imperium

■ Bundeskriminalamt übernimmt Ermittlungen

Frankfurt/Main (dpa/taz) – Die Reste des Immobilien-Imperiums des flüchtigen Bauunternehmers Jürgen Schneider sind gestern ebenfalls zusammengebrochen. Nachdem am Freitag die „Dr. Jürgen Schneider AG“ in Konkurs gegangen war, hat gestern die Wiesbadener Technoteam Bauconsult AG mit rund 125 Beschäftigten einen Konkursantrag stellen müssen. Gegen Firmenchef Jürgen Schneider und seine Ehefrau wurde in Abwesenheit ein Konkursverfahren eröffnet. Die Deutsche Bank AG, mit 1,2 Milliarden Mark Hauptgläubiger des Schneider-Konglomerats, gab inzwischen zu, daß sie von Schneider am 7. April einen Brief bekommen hatte.

Darin habe Schneider um Überbrückungskredite gebeten. Aus dem Brief und der Art der Übermittlung sei hervorgegangen, „daß Dr. Schneider zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr an seinem Firmensitz verfügbar war und er ,auf Anraten meiner Ärzte‘ seinen augenblicklichen Aufenthaltsort nicht bekanntgeben dürfe“. Ergo, so die Bank, sei ihr keinesfalls ein Auslandsaufenthalt angekündigt worden. Als sich die Bank mit Managern der Schneider-Gruppe ein genaueres Bild über deren Situation verschaffte, hätte sich außerdem der Verdacht auf Kreditbetrug und Urkundenfälschung ergeben. Deshalb lehnte die Bank am 10. April Schneiders Kreditantrag ab und stellte am 13. April Strafanzeige.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ließ gestern deutliche Verärgerung gegenüber den Deutschbankern durchblicken. Es sei „nicht erfreulich, wenn derjenige, der Anzeige erstattet, nicht alle Karten auf den Tisch legt“, sagte eine Sprecherin. In die Ermittlungen gegen Schneider wiederum hat sich, wegen der überregionalen Bedeutung und Größe des Falls, inzwischen das Bundeskriminalamt eingeschaltet.