Minirevolte im Knast

■ Gefangene protestierten gegen rigide Razzia

Große Aufregung hat am vergangenen Freitag eine großangelegte Durchsuchungsaktion im Oslebshauser Knast ausgelöst: Auf der Suche nach einem Generalschlüssel und einer Schußwaffe, die im Besitz von Gefangenen im Haus 1 sein sollten, sollen Justizvollzugsbeamte die Insassen vor den Augen der Mitgefangenen nackt ausgezogen und gefilzt haben; zudem sollen Familienfotos zerrissen und Mobiliar zerschlagen worden sein. Einige Insassen reden von „blindem Vandalismus“ und einer „unmenschlichen Behandlung“ – daraufhin war eine Gruppe am späten Freitag nachmittag in Sitzstreik getretreten und hatte sich geweigert, zum Einschluß wieder auf ihre Zellen zu gehen.

Sie forderten ein Gespräch mit Anstaltsleiter Hoff und einem Vertreter der Justizbehörde, das gestern stattgefunden hat. Hoff bestreitet, daß bei der Generaldurchsuchung eine rigide Gangart geherrscht habe: „Leibesvisitationen vor anderen Gefangenen verstoßen allerdings klar gegen die Vorschriften; das war auch anders angeordnet.“ Und: „Wenn da tatsächlich Fotos zerrissen wurden, dann ist das nicht in Ordnung.“ Diese Fälle sollen nun überprüft und gegebenenfalls disziplinarrechtlich verfolgt werden. Darüberhinaus könne bei einer solchen Durchsuchungsaktion aber schon mal etwas kaputtgehen, wenn z.B hinter Bettverkleidungen oder Verschalungen geguckt werden müsse – dem Anstaltsleiter seien aber keine weiteren Einzelfälle angezeigt worden.

Die Durchsuchung war nach dem Hinweis eines Gefangenen auf die Existenz einer Schußwaffe angeordnet worden; zudem war ein Gefangener auf dem Weg von der Dusche zu seiner Zelle durch mehrere verschlossene Türen gelangt, ohne daß ihn ein Wärter dorthin gebracht hätte.

Zur Beruhigung der allgemeinen Unzufriedenheit im Haus 1, dem letzten noch nicht renovierten Trakt im Oslebshauser Knast, wurden den Gefangenen gestern zwei Elektroherde für die Gemeinschaftsräume und eine Tischtennisplatte für den Spazierhof zugebilligt. skai