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: Kalauer in Amigoland

Peter & Paul“, Montag, 21.15 Uhr, RTL

Willkommen hinterm Weißwurst-Äquator – dort, wo die Wiesen grüner, das Leben geruhsamer und die Menschen gerissener sind. Bereits Drehbuch-Endlosschreiber Felix Huby freute sich, seinen „Bayer auf Rügen“ (Sat.1) all die politischen Anspielungen sagen lassen zu können, vor denen ihn die öffentlich- rechtlichen Redakteure immer gewarnt hatten. Jetzt setzt RTL dagegen – mitten in Amigoland.

Gelassen wie eine glückliche Kuh grast die Serie auf alten Heimatgründen und läßt dann und wann einen kleinen, dampfenden Fladen plumpsen. Das ist ökologisch unbedenklich, weil eventuelle politische Rückstände der Story am Stammtisch voll abbaubar sind.

Idyllisch fiepsen die Flöten, als die resche Landrätin den beiden verfeindeten Dorfoberhäuptern Peter und Paul eine neue Kläranlage schmackhaft machen will. Das Grantler-Duo überzeugt vor allem durch den diskreten Einsatz seiner schauspielerischen Mittel. Der Stenz (Fischer) und der Stressige (Clarin): ein Pärchen, das einem zankenden, alten Ehepaar ähnelt.

Die inszenatorische Ironiewidmet sich bedrohten Arten, wie dem Klerikalwitz: Ein Pfarrer weist im Anschlagskasterl auf die Veranstaltung „Der Christ und der Geschlechtsverkehr“ hin. Die Erschließung des ländlichen Raumes als „Luftkurort“ wird von zwei Polizisten fachkundig gewürdigt: „Mehr Leute, mehr Kriminalität – da können wir endlich auch mal einen Räuber fangen.“

Mit solchen abgeklärten Kalauern versucht diese postmoderne Landkitschserie den Anschluß an die Gegenwart zu finden. Sie läßt im heilen Dekor von Gestern die Gschaftlhuber der Gegenwart wurschteln – doch das kann nicht gutgehen. Wo einst der Wildbach rauschte, wo Herz und Schmerz eine psychotische Symbiose eingingen, da gibt es heute saturierte Satiren: fünfzig Ferraris dröhnen an der Meßstation für den geplanten Luftkurort vorbei wie ein Schwarm Hornissen.

Die „schönste Streiterei im deutschen Fernsehen“ (RTL-PR) ist bloß ein laues Frühsommerlüftchen, das über die überdüngten Felder des Amigolandes weht. Schluchzende Violinen zu einer Gondelfahrt auf die Zugspitze. Eine Szene, der Fischer ein einsames Glanzlicht aufsetzte. Mit mürber Gedankenlosigkeit räsonierte er cool: „Mir ist schlecht!“ Dieter Deul