„Dann geht mir die Luft aus“

■ Sparquote: Schauspielhaus-Intendant Baumbauer fürchtet fatale Konsequenzen

Verhaltene Panik über die neu drohenden Sparansinnen beherrschen momentan das Deutsche Schauspielhaus. „Ich weiß noch nicht einmal, wie ich die 1.45 Millionen einsparen oder erwirtschaften soll, die uns bisher aufgelegt worden sind“ sagte Intendant Frank Baumbauer gestern gegenüber der taz: „Wenn jetzt auch nur noch eine halbe Million dazu kommt, dann geht mir die Luft aus.“

Diese dramatische Situation könnte schnell eintreten, wenn die Vermutungen über das Sparvolumen für die Staatstheater tatsächlich zutreffen. Diese waren bei den vorgestrigen Sparbeschlüssen ausgegliedert worden und sollen seperat verhandelt werden. Zwischen 5 und 7 Millionen Mark Etatkürzungen für Hamburg Oper, Thalia und Schauspielhaus sind im Gespräch. Selbst wenn, wie zu vermuten ist, die Oper den größten Batzen zu tragen hat, blieben für das Schauspielhaus zwischen einer halben und einer Million übrig.

Baumbauer hofft jetzt auf die zugesagte ernsthafte Einzelprüfung und führt die besondere Situation des Schauspielhauses in die Diskussion. Die vom Thalia praktizierte Möglichkeit der zusätzlichen Nachmittagsvorstellung habe bei der Größe des Hauses (1350 Plätze gegenüber 700 im Thalia) keinen Effekt. Auch weniger Schließtage sind keine Lösung, weil die Bühne in der Kirchenallee keine Seitenräume besitzt, wo Kulissen zwischengelagert werden können. Hinzu komme, daß man nach einem dreiviertel Jahr mit komplett neuem Programm natürlich noch um das Publikum kämpfen muß.

Zwar weist der neue Intendant Rücktrittsüberlegungen für den Fall der drohenden Beschlüsse von sich. Gleichzeitig stellt er aber auch klar: „Ich bin unter bestimmten Voraussetzungen hierher geholt worden, und ich werde mir von keiner Politik verbieten lassen, meinen Spielplan frei zu gestalten.“ Gefälligkeiten für den Massengeschmack wird es mit ihm nicht geben. Es sei absolut klar, daß gespart werden müsse, aber „wenn ein blindes Finanzdiktat unseren Auftrag dahin beugt, daß wir nicht mehr machen können, woran wir glauben, dann muß sich die Stadt einen andere suchen.“ Nächste Woche wird Baumbauer mit der Kultursenatorin Christina Weiss die Grenzen des Möglichen abstecken.

Till Briegleb