Neonazis unterstützen Republikaner

■ Bremer Ultrarechte gründen Aktionsbündnis für Reps / erste Kontakte / Reps weisen Hilfe zurück

Die Republikaner haben Unterstützung bekommen – und sind aber gar nicht glücklich damit. Der Grund: Das neugegründete „Bremer Aktionsbündnis Republikaner in den Bundestag“ ist ein Produkt der Neonazi-Szene, und mit der wollen die Republikaner überhaupt nichts zu tun haben wollen, sagen sie in der Öffentlichkeit. Gründervater des „Aktionsbündnisses“ ist Markus Privenau, Gründungsmitglied der FAP und mehrfach einschlägig vorbestraft, zuletzt, weil er nächtens die Domsheide und Unserer lieben Frauen Kirchhof per Aufkleber in „Rudolf Heß-Platz“ umbenannt hatte.

Privenau und seine FreundInnen setzen mit dem Aufruf des „Bündnisses“ jetzt um, „was in den rechsextremen Kreisen schon lange diskutiert worden ist“, sagt Lothar Jachmann, zweiter Chef der Bremer Verfassungsschützer. Die Neonazi-Szene versucht, nach den Verboten von Ende 1992 über die Unterstützung der Reps wieder Einfluß und politischen Spielraum zu gewinnen. Vordenker dieser Entwicklung ist Christian Worch, Chef der Hamburger „Nationalen Liste“.

Die Republikaner ihrerseits sind nach außen alles andere als glücklich über die Schützenhilfe. Reinhard Willnow, Pressesprecher der Bremer Reps: „Wir weisen diese Unterstützung zurück.“ Unter der Hand scheint es aber schon Verbindungen zwischen Reps und der Szene um Privenau zu geben: Für die geplatzte Veranstaltung der Reps Anfang März war Privenau persönlich eingeladen worden.

Vor gut drei Wochen ist es in der Bremerhavener Gaststätte „Reichsadler“ zu einer denkwürdigen Veranstaltung gekommen: Rund 40 Neonazis aus dem gesamten norddeutschen Raum versammelten sich zu einem „Kameradschaftstreffen“. Mittenmang Markus Privenau und seine Bremer Truppe, die allerdings nicht mehr als eine Handvoll Leute sind, und Christian Worch aus Hamburg. Bei diesem Treffen gab Worch die neue Linie aus: Allein die Unterstützung der Reps kann den zersplitterten und verunsicherten rechten Ultras noch Perspektive geben.

Die Erklärung, die Privenau jetzt herausgegeben hat, folgt genau der Linie Worchs. Die Reps seien die einzige rechte Kraft, die den Sprung über die fünf Prozent überhaupt schaffen kann. Und das hätte für die extreme Szene einige Vorteile, so der Unterstützungsaufruf: Erstens würden die Antifas ihre Kraft ganz auf die Reps konzentrieren und die Neonazi-Szene eher in Ruhe lassen. Zweitens könnten die Ultras durch ein Wahlbündnis mit etwas Glück einen der Ihren auf einer Rep-Liste platzieren und drittens wäre die CDU mit dem Einzug der Reps zu einer politischen Entscheidung gezwungen. Entweder sie versucht, den rechten Rand zu halten oder sie kämpft um die Mitte. Worch rechnet offensichtlich mit der zweiten Variante, die Konkurrenz auf der Rechten wäre weniger scharf, die Extremen hätten größere politische Spielräume. Aber das Bündnis ist nicht mehr als eine Durchlaufstation. Markus Privenau gestern zur taz: „Das Ziel ist eine Volksfront von rechts.“

„Die Unterstützung wird auf jeden Fall laufen“, sagte Privenau gestern. Dagegen wehrt sich der Pressesprecher der Reps mit Händen und Füßen. Dabei sind die ersten Bande längst geknüpft. Im Niedersachsenwahlkampf verteilten Mitglieder der „Nationalen Bürgerinitiative“ Rep-Flugblätter im Bremer Umland. Die NB ist die Nachfolgeorganisation der verbotenen „Nationalistischen Front“. Und als am 11.3. die Reps eine Veranstaltung mit dem inzwischen übergelaufenen Ex-CDU-Bundestagsabgeordneten Krause durchführen wollten, da hatte Privenau eine persönliche Einladung in der Tasche. „Das stimmt nicht, das wüßte ich“, dementierte Rep-Sprecher Reinhard Willnow die Geschichte von der Einladung. Dazu Privenau: „Doch, das stimmt.“

Kontakte zwischen Reps und Privenau über den Aufruf hat es noch keine gegeben. Aber was nicht ist, das kann ja noch werden. Privenau: „Es gibt solche gemeinsamen Zirkel, da kann man ja drüber reden.“ Jochen Grabler