Lokalkoloratur

Nun haben endlich auch die Menschen im fernen Bonn, die für die würdige Gestaltung der sogenannten Postwertzeichen ständig auf der Suche nach mehr oder minder berühmten, auf jeden Fall aber möglichst unverfänglichen Motiven sind, jenen großen Sohn unserer Stadt entdeckt, dessen Name so vortrefflich mit Hamburg alliteriert und auch sonst von hier irgendwie nicht zu trennen ist: Carl Gottfried Heinrich Hagenbeck. Weil er im Juni vor 150 Jahren geboren wurde, darf er demnächst, genau: ab 4. Mai, mit selbstklebendem Rücken im Miniformat und im Kreise diverser Vierbeiner bundesdeutsches Postgut zieren, und zwar im Wert von einer Mark, massenweise also. Angefangen hat der Sohn eines Fischhändlers am Neuen Pferdemarkt mit Seehunden in Fischtonnen; bevor er 1907 seinen weltberühmten Tierpark in Stellingen mit den künstlichen Gebirgslandschaften und vergleichsweise wenigen Gitterkäfigen gründete, stellte er den staunenden Hamburgern auch schon mal Menschen zur Schau, richtige Wilde aus dem Busch. Aber das wird heute, die Zeiten ändern sich ja, lieber verschwiegen, und das geneigte Publikum beäugt mittlerweile wohl auch eher die netten Elefanten samt ihren hier geborenen Jungen, auf die man bei Hagenbecks ziemlich stolz ist. ch