Umbau im Olympiastadion

■ Zur ersten Leichtathletik-Weltmeisterschaft der Behinderten werden im Juli fast 1.500 Athleten aus 57 Nationen erwartet / Die Umbauarbeiten sind in vollem Gange

Im Olympiastadion laufen die Bauarbeiten auf vollen Touren. Sportstätten und Unterkünfte sollen für die Teilnehmer der 1. Leichtathletik-Weltmeisterschaft der Behinderten am 22. bis 31. Juli in Berlin umgebaut werden. Denn das Olympiastadion ist alles andere als behindertengerecht.

Insgesamt erwartet das Organisationskomitee (OK) zu dieser ersten Behinderten-WM in der Leichtathletik 1.451 Athleten aus 57 Nationen. Begleitet werden sie von rund 647 Betreuern. Um den Athleten allein den Zugang ins Stadion zu ermöglichen, sind umfangreiche Baumaßnahmen erforderlich. „Insbesondere für die Rollstuhlfahrer müssen Rampen gebaut werden, damit sie problemlos ins Stadion kommen können“, erklärt OK-Leiter Peter Klingbiel. Der Zugang in den Innenbereich des Stadions ist nach seinen Aussagen für viele Athleten nur über das Marathon-Tor möglich.

Erforderlich sind die Rampen aber auch für die Zuschauerränge, denn das Olympiastadion weist nach Aussagen Klingbiels nur 60 behindertengerechte Plätze aus. Außerdem müssen Wege zum Aufwärmplatz hinter dem Schwimmstadion asphaltiert werden. Umbauten ergeben sich auch in den Unterkünften der Athleten, von denen 750 in Apartment-Hotels in Hohenschönhausen untergebracht werden sollen. „Hier muß unter anderem in den Badezimmern für Veränderungen gesorgt werden“, sagt Klingbiel.

Der Transport der Athleten von ihren Unterkünften ins Stadion stellt dagegen kein Problem dar. Die Sportler werden in 90 Bussen der Bundeswehr zum Wettkampf gebracht. „Ich bin der festen Überzeugung, daß wir den Sportlern ein behindertengerechtes Umfeld bieten können“, sagt Klingbiel. Die Situation einer behindertengerechten Sportstätte in der Spreemetropole stellt sich aus seiner Sicht in Berlin nicht „schlechter und auch nicht besser“ dar als in den meisten anderen Städten.

Die Sportler sollen aber auch Berlin erleben, und nicht nur von ihrer Unterkunft ins Stadion hin- und herpendeln. Zwar erhält jeder Teilnehmer einen besonderen Stadtführer, in dem behindertengerechte Einrichtungen aufgeführt sind, doch ein City-Ausflug dürfte damit nicht problemlos möglich sein. Darauf verweist auch der Vorstandsvorsitzende des Berliner Behinderten-Verbandes, Bernd Wünsch. Für ihn werden die Behindertensportler zunächst einmal Probleme mit der Fortbewegung bekommen – und das betrifft nicht nur die Rollstuhlfahrer, sondern auch die Sehbehinderten.

„Das fängt mit den fehlenden Rampen und Aufzügen an vielen U-Bahnhöfen an und geht bis zu taktilen und akustischen Signalen für die Sehbehinderten in den Zügen“, erklärt Wünsch. Fehlendes Engagement seitens des Senats wollte Wünsch indes nicht unterstellen. Der Wille sei hier zwar da, doch der Sparhaushalt verhindere Verbesserungen im Alltag der Behinderten. ADN