Vorschlag

■ Fugees im Marquee

Mit den haitianischen refugees on the mic, den Fugees, hat vor kurzem eine Band in den HipHop-Zirkus Einzug gehalten, die wegen ihrer geographischen, aber auch musikalischen Herkunft relative Ratlosigkeit hinterließ. Weder war Haiti bisher als Fleck auf der musikalischen Landkarte aufgetreten, noch wurden die Fugees wochen- oder gar monatelang vor Erscheinen ihres Debüts „Blunted On Reality“ abgefeiert, noch konnte man sich dann nach dessen Veröffentlichung auf eine Einordnung in den relativ starren West- oder East-Coast-Kontext einigen.

So werden sie nun der Einfachheit halber in einen Alternative- Rap-Anzug gesteckt, der vor allem aus der Pop-Stofflichkeit mancher Songs ihres Albums herrührt, sich im wesentlichen aber auf das wahrlich alternative „Vocab“ bezieht, bei dem Rapperin Lauryn Hill ihr „What's the matter with the black men“ zu der sparsamen Begleitung einer akustischen Gitarre herunterreimt. Neben solchen „schönen Schweinereien“ machen die Fugees aber noch andere stilistische Ausflüge, vor allem ins Ragga/Reggae-Land. Und diese verleihen ihrem Sound dann die zusätzliche unentschiedene Buntheit, „Alternativität“, aber auch das smashende Exotenpotential für zumindest einen Sommer. Größtenteils regiert jedoch der satte, volle Wummerbeat, so wie er immer noch am energischsten an beiden Küsten des Kontinents die Ärsche der HipHop-Boys-and-Girls aus den Sesseln ihrer Jeeps hebt. Über diesen Beat legen Lauryn Hill und ihre beiden männlichen Mitparts ihre Reime, die intelligent und distanziert genug sind, um nicht irgendwelchen Anbiederungen oder sonstigen zwiespältigen HipHopismen anheimzufallen.

Was es denn auch ihrer Plattenfirma vereinfacht, die Fugees als korrekten, sozial engagierten, vor allem drogenfreien, ja ja, aber nie rassistischen oder sexistischen HipHop-Act zu vermarkten. Schön unterstützt von der Aussage „We don't carry guns and don't call our black sisters bitches. That's why we're alternative“, die sie aber nicht davor schützt, hinterrücks, in bester sexistischer Zuschreibungsmanier, noch ein „feminines Flair“ angehängt zu bekommen. Wohin die weitere Reise bei den Fugees geht, könnte allerdings die Thanx-List von Lauryn Hill noch andeuten. Diese nennt zum Schluß noch „those who came before“, und das sind zum größten Teil so jazzige HonoratiorInnen wie „Ella, The Monk, Coltrane, Aretha, The Duke, Miles“. Gerrit Bartels

Heute abend zusammen mit Das EFX und Rödelheim Hartreim Projekt um 20 Uhr 30 im Marquee.