Wohin mit den Kids während der Arbeit?

■ Kitaplätze sind Mangelware, und die Öffnungszeiten genügen meist nicht den Ansprüchen berufstätiger Frauen

„Das größte Problem ist, überhaupt einen Kitaplatz zu finden“, sagt Sabine Wietrzynski. Die 34jährige hat drei Kinder und arbeitet im Neuköllner Bezirkselternausschuß. In Berlins einwohnerstärkstem Bezirk sieht es besonders schlecht aus: Dort gibt es etwa 12.000 Kitaplätze, und 5.000 Kinder stehen auf den Wartelisten.

Doch auch wer einen Platz ergattert hat, hat das Problem „Wohin mit den Kids während der Arbeitszeit?“ noch lange nicht gelöst. Die Mehrzahl der Westberliner Kitas öffnen zwischen 6 und 7 Uhr und schließen um 17 Uhr. Diese Zeiten sind vielen Erwerbstätigen zu kurz. Gerade Frauen, mit traditionellen Berufen wie Verkäuferin oder Arzthelferin, müssen von 17 Uhr bis Dienstschluß eine Zwischenunterbringung für ihre Kids organisieren. Dann sind Tagesmütter, Omas und andere Mütter gefragt. Sabine Wietrzynski arbeitete früher als Krankenschwester im Schichtdienst. „Damals hat mein Mann die Kinder hingebracht oder abgeholt. Aber das ging auch nur, weil er selbständig ist.“ Inzwischen lebt sie getrennt und muß den Alltag ihrer Kinder alleine organisieren. „Das hat mich gezwungen, die Stelle zu wechseln.“ Jetzt arbeitet die 34jährige halbtags in einer Arztpraxis. Weil sie ihre Kinder in der Zwischenzeit nicht anderweitig unterbringen will, hat sich Sabine Wietrzynski für einen 25-Stunden-Job entschieden. Das geht aber, weil die Differenz durch den Unterhalt von ihrem Ex-Mann ausgeglichen wird. Neben mehr Kitaplätzen und geringeren Kosten für die Eltern fordert die Mutter flexiblere Öffnungszeiten und Kitas mit Spätbetreuung.

Das wird auch in der GEW diskutiert. „Voraussetzung wäre jedoch die Freiwilligkeit der Erzieherinnen und die Mitbestimmung durch den Personalrat“, sagt Bärbel Jung, die zuständige GEW-Referentin. Doch für Verbesserungen sieht es schlecht aus. Statt einer Verlängerung der Zeiten befürchtet die GEW die Einführung von Teilzeitgruppen.

Flexiblere Zeiten würden auch Birgit Mättich helfen. Die Zahnarzthelferin zieht ihre Kinder alleine groß und verläßt sich auf ihren achtjährigen Sohn. Der bringt den kleinen Bruder morgens in die Kita und holt ihn auch wieder ab. Birgit Mättich hätte ihre Söhne lieber in einem Eltern-Initiativ-Kindergarten (Eikita) untergebracht. „Die kleinen Gruppen und das Vollwertessen find ich klasse, aber für Elternarbeit hab' ich keine Zeit.“ In den meisten Läden müssen die Eltern alle zwei Wochen kochen und Verwaltungsarbeiten übernehmen. Elternabende und Tagesdienste, wenn das Personal ausfällt, kommen dazu.

Außerdem sind die Läden teurer als die Bezirkskitas und die Öffnungszeiten kürzer. „Das übersteigt oft die Belastungsgrenze“, weiß Hildegard Hofmann vom Dachverband der Berliner Kinderläden. Doch anders geht es nicht. Das Problem: Die Eikitas finanzieren sich zu zwei Dritteln über das Platzgeld des Jugendsenats. Hinzu kommen die nach Einkommen gestaffelten Beiträge der Eltern und die Eigenarbeit. Das Platzgeld ist auf dem Stand von 1992 eingefroren, doch Personalkosten und Mieten steigen. „Jede Verringerung der Mitarbeit und Verlängerung der Öffnungszeiten hebt die Kosten an“, so Hofmann. Je weniger der Senat zahle, „desto größer ist die soziale Ausgrenzung“.

Im Ostberlin sieht es anders aus. Kinderläden gibt es bisher kaum, aber noch freie Plätze in den Bezirkskitas, die meist eine Stunde länger offen sind als im Westen. Sylvia Lunau, Vorsitzende des Bezirkselternausschusses in Mitte, ist zufrieden. „Den Ansprüchen erwerbstätiger Frauen wird im Ostteil ganz gut Rechnung getragen.“ Sabine am Orde