Boxer sinnreich

Mit der Seinsfindung haben es Profisportler ja so einfach nicht. Derbe postpubertäre Defizite infolge freizeitverhindernder Trainingsexzesse seien da nur als Beispiel angeführt. So was kann schrecklich enden, pathologische Schädigungen der Persönlichkeitsstruktur zur Folge haben, oder auch so gravierende Spätfolgen hervorrufen, wie sie einst bei Fußballer Franz Beckenbauer auftraten, der einmal glaubte: „Ich bin eine Blume.“ Bloß gut, daß es noch einige nicht-degenerierte Sportsleute gibt, die auf die Suche nach dem eigenen Ich längst fündig geworden sind. Lauschen wir zum Beispiel den Enthüllungen des Boxers Michael Moorer, der sich am Wochenende in Las Vegas mit Evander Holyfield (Foto: Reuter) prügeln wird. „Ich habe so viele Waffen“, vermeldet Moorer selbstbewußt, „ich bin stark, ich bin geduldig, ich werde gewinnen.“ Donnerwetter. Starkes Ego.

Und diese sympathische Offenheit: Als der „gemeinste Boxer“ outet sich Moorer gerne und sagt, es bereite ihm besondere Lust, Gegnern „das Kinn zu zertrümmern und hinterher genießerisch zuzuschauen, wie es in sich zusammenfällt“.

Ähem. Postnataler Schaden? Folgen frühkindlicher Unterdrückung? Quatsch! Der Mann ist eben ein ehrliches Arschloch: „Ich weiß, daß ich arrogant bin, aber ich habe auch seltenes Talent.“ Hoffentlich stürzt Moorer nicht in eine Sinnkrise, sollte er von Holyfield am Samstag schädeltraumatisch vermöbelt werden. „Ich weiß, wer und was ich bin“, sprach der Champion kürzlich stolz und strahlt seither eine prädominierende Gelassenheit aus, getragen durch eine fiese väterliche Güte gegenüber. Holyfield: „Im Moment ist für die Entwicklung Moorer eine Niederlage das Beste.“ Ja, ja, später Eingriff in die postinfantile Entwicklung, mit Rücksicht auf das eigene Postscheckkonto. gpf