■ Mit Ozonkillern auf du und du
: Aussteiger Hoechst

Berlin (taz) – Der Greenpeace-Slogan „Hautkrebs hat einen Namen – Hoechst“ kann zu den Akten gelegt werden. Gestern schaltete der Frankfurter Chemiekonzern seine FCKW-Produktionsanlage ab. Jetzt produziert in der Bundesrepublik nur die Firma „Solvay“ den Ozonkiller. Aber auch diese Anlage wird in den nächsten Wochen stillgelegt.

Hat sich Hoechst vom Saulus zum Paulus gewandelt und plötzlich sein Herz für die Atmosphäre entdeckt? Natürlich setzt man in Frankfurt gerne einen Schlußpunkt unter den Streit mit den Umweltverbänden. Aber ob der Ausstieg auch ohne die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen stattgefunden hätte, ist mehr als fraglich.

Ab 1995 ist FCKW in Deutschland verboten. Schon zuvor hat die Europäische Union zwecks Rettung der Ozonschicht Quoten für die FCKW-Produktion festgelegt. So durfte Hoechst in diesem Jahr nur 11.000 Tonnen des Kältemittels herstellen, und diese Quote hat die Chemiefirma auch fast ganz ausgeschöpft. Ab 1995 hätte Hoechst sowieso die Produktion zumindest für den europäischen Markt einstellen müssen. Auch Solvay hört mit der FCKW-Herstellung erst auf, wenn es seine von der EU erlaubte Quote erreicht hat.

Greenpeace jedoch moniert, daß damit mitnichten FCKW vom deutschen Markt verschwunden sein wird. Die EU erlaubt weiterhin den Import des Ozonkillers, und zwar in erheblichem Umfang. Für 1994 sind es 26.000 Tonnen. Als Begründung dient der Bestandsschutz solcher Unternehmen, die vor Inkrafttreten der Ozon- Verordnung 1991 in Kühlanlagen investiert hätten. Hat etwa ein Schlachthof in neue Kühlkammern investiert, die mit FCKW laufen, dann müsse diesem zugestanden werden, zumindest für eine Übergangszeit weiter FCKW kaufen zu können.

Greenpeace wirft Umweltminister Töpfer nun vor, sich in Brüssel nicht genügend gegen diese hohen Quoten eingesetzt zu haben. Selbst der Sprecher des Umweltministeriums ist der Meinung, daß die zugelassenen Importquoten unnötig hoch seien, da in der Bundesrepublik in den vergangenen Jahren erheblich weniger FCKW benötigt worden sei.

Und sogar Hoechst protestiert gegen die Importe. Schließlich wurde die Chemiefirma jahrelang von allen Seiten wegen der FCKW-Herstellung angegriffen. Nun verzichtet man darauf, und dann dürfen ausländische Hersteller das Geschäft machen. Die Welt ist eben ungerecht. Nicola Liebert